Volltext: Die Dekorationsformen des 19ten Jahrhunderts

Deutschland. 
und Goethedenkmal, das Iteiterstandbild des von zwei Pagen geleiteten König Ludwig 1., in einer Ver- 
schmelzung des Mittelalterlich-Romantischen, mit dem Modern-Itealistischen, dann für YVürzburg die 
Statue des Bischofs Julius Echter von Mespelbrunn, für Mannheim die Statuen Dalbergs und Ifflands. 
Die Porträtplastik Wiedemanns entbehrt durchaus der tieferen Charakteristik, besser sind seine 
Arbeiten religiösen und mythologischen Inhalts, wie die Pietät, Simson und Delila, Schild mit der Herkules- 
mythe und eine Anzahl Grabmäler. Friedrich Brugger (1805-1870), ein anderer Schüler Sclnvaii- 
thalers, widmet sich hauptsächlich der mythologischen Idealplastik; sein Oedipus und Antigene, Achill 
und Chiron, Dädalus und Ikarus sind in ihrer Art vortrefflich, dagegen sind seine Bildnisfiguren unbe- 
deutend. Er liefert die Denkmäler des Kurfürsten Max Emanuel, (ilucks und Gärtners für München, 
Ludwigs des Reichen für Landshut, Fuggers für Augsburg, des Feldmarschalls Wrede für Heidelberg. 
Mit Johann Halbig (1814-1882) findet die naturalistische Seite der Schwanthalerschen Schule 
eine kräftige Fortsetzung, wozu auch Halbigs Neigung zur 'l'ierbildnerei beitragen mochte. Er hat 
die Löwen vor der Pinakothek, die vor dem Wittelsbacher Palaste, und die am Triumphwagen der 
Viktoria atlf dem Siegesthor geliefert. Halbig hat ausserdem eine grosse Zahl Porträtibüsten und 
mehrere (ienrefiguren ausgeführt. Seine öffentlichen Denkmäler sind wieder stark dekorativ aufgefasst, 
wie sich dies an der Statue Platens in Ansbach, des Königs hlaximilian II. in Lindau, des Erzherzogs 
Johann in Pest, des Erzherzogs Karl in Wien, des Königs Wilhelm von Württemberg in Cannstatt 
bemerkbar macht. Für die Befreiungshalle in Kelheim hat Halbig die 18 Figuren deutscher Länder 
geliefert und für Oberammergau die lllarmorgruppe der Kreuzigung, ausserdem zwei Karyatiden für den 
Tanzsaal im Münchener Festsaalbau und eine „Roma und Minerva" für das nördliche Thor des Hofgartens. 
Josef Knabel (1819-1882) lernte bei Entres in München und bei Anselm Sickinger die 
dekorative Plastik kennen, erhob sich aber auf diesem Gebiete zu kirchlichen Werken höherer Art. 
Er schuf 1852 die Kolossalgruppe der Taufe Christi für die Kirche zu Mergentheim, mehrere Statuen 
für den Augsburger Dom, (lhristus und die 12 Apostel für die Kirche zu Velden bei Landshut, die 
Anbetung der Könige für die Kapelle zu Weil (1856). Knabels vorzüglichste Leistung ist das grosse 
Altarwerk für die Frauenkirche in München; vortrefflich sind auch seine Taufe Christi für den Hoch- 
altar der Pfarrkirche in Haidhausen und eine Kreuzesgruppe am Äusseren dieser Kirche. Wilhelm 
Engelhard (geb. 1813), ein Schüler Schwanthalers, strebt danach sich der romantischen Stoffe 
zu bemächtigen, bleibt aber in seiner Formgebung antikisierend. Er beginnt noch in München die 
Komposition eines grossen Frieses aus der Edda, zunächst in Zeichnungen. Seit 1855 in Rom wendet 
sich Engelhard dem antikisierenden Genre zu und schafft einen Amor auf dem Schwan reitend, 
Bacchus einen Panther bändigend, das Mädchen mit dem Schwan; er wurde 1859 nach Hannover berufen, 
um seinen Fries aus der Edda für Schloss Marienburg bei Nordstemmen in Marmor auszuführen, indes 
kam er wie sein dänischer Vorgänger Freund nicht über die antikisierende Bildung seiner Figuren 
hinaus, die nur äusserlich mit altnordischer Tracht und Bewaffnung ausgestattet sind. Der Eddafries 
wurde noch einmal am Palais von Tiele-Winekler in Berlin wiederholt; ausserdem liefert Engelhard 
für die Berliner Nationalgalerie die Kolossalstatue eines thronenden Üdins, eine Schillerstatue für 
Hannover und eine sitzende Figur der Kurfürstin Sophie für Herrenhausen. 
Von einer Wiener Bildhauerschule kann in dieser Zeit nicht die Rede sein, die grossen 
monumentalen Arbeiten Wiens wurden meist von auswärtigen Bildhauern ausgeführt. Schaller in Wien 
liefert 1838 das Standbild Kaisers Franz I. für Stanislawona in Galizien, als eine Mantelfigur ohne 
Bedeutung. Von Klieber rührt eine allegorische Gruppe über dem Mittelrisalit des polytechnischen 
Instituts in Wien her. Auch in Stuttgart bildet sich keine eigentliche Schule: Dittelbert und Mack 
liefern die Reliefs in den Giebelfeldern des Schlosses Rosenstein nach Zeichnungen des Malers Dietrich 
in Bieberach mit Darstellungen der Luna, welche die Nacht heranführt und Apollos, der mit der Sonne 
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