Deutschland.
Frankfurt nieder. Er halt sich dann enger an die Natur als sein Meister und strebt nach ausdrucks-
vollerer Charakteristik. Von ihm ist das Gutenberg-Denkmal für Frankfurt 1840-1858 geschaffen:
auf gotisch ausgebildetem Sockel stehen die drei Kolossalfiguren, Gutenberg, Fust und Schöffer, an1
Postament befindet sich ein Fries mit den Portratköpfen berühmter Buchdrucker, an den Ecken vier
allegorische Figuren. Emil Wolf f (1802-1879) folgt in seinen nlythologischen Genreiiguren ganz der
idealistischen Auffassung Thorwaldsens. Wolff kam 1822 nach Rom und beschäftigte sich anfangs
mit dem modernen Genre, den Gestalten einer Jagerin, Schaferin, eines Fischers u. s. w., in den
dreissiger Jahren wählte er seine Motive aus der Mythologie; es entstanden: Telephns von der Hirschkuh
gesaugt, Jagdnymphe, Hebe von Ganymed unterrichtet, AGllill und Thetis, Amor mit der Löwenhaut
u. s. w. Aus den vierziger Jahren stammen: eine Gruppe „Jephtha mit seiner Tochter", Nereiden,
Thetis mit Achills Waffen auf einem Delphin reitend u. s. w. Ausserdem erhielt Wolff den Auftrag
für eine der Gruppen auf der Berliner Schlossbrücke „Nike dem Knaben einen Schild mit den Namen
Alexander, Caesar, Friedrich vorhaltend". Karl Steinhauser (1813-1878) ist zwar ein Rauch-
Schüler, nimmt aber eine ganz abweichende künstlerische Richtung; seine erste selbstandige Schöpfung,
die jugendliche Gestalt eines Krebsfangers, gehört der Lienreplastik an. Seit 1835 in Rom, kam Stein-
häuser in nähere Beziehung zu Thorwaldsen und trat in dessen Fussstapfen. Seine Portratdenk-
maler, des Astronomen Olbers und des Bürgermeisters Smidt für Bremen, das des Homöopathen Hahne-
mann für Leipzig sind nicht hervorragend, ebenso wenig wie seine „Psyche mit dem sitzenden Goethe"
(1881) im Museum zu Weimar, seine besten Leistungen sind: Mädchen eine Muschel ans Ohr haltend,
der Hirtenknabe David, Relief einer den Amor saugenden Löwin u. s. w. Steinhtius er wurde 1864 an
die Kunstschule in Karlsruhe berufen und schuf daselbst die (Äiruppen „Hermann und Dorothea", Orest und
Pylades im Schlosspark daselbst, Ophelia im Museum zu Karlsruhe. Emil (lauer (1800-1867), der Vater,
Thorwaldsenschüler, giebt oft eine leere Anmut; seine Statuen und Statuetten nach deutschen Mahr-
chen zeigen einen vorwiegend romantischen Zug. Carl Cauer (1828-1855) ist mehr ein Schüler
Alb. Wolf f s in Berlin, als der seines Vaters; er widmete sich längere Zeit dem Studium der Parthenon-
Skulpturen und hielt mit seinem Bruder Robert (geb. 1831) ein Atelier in Rom und ein anderes in
Creuznach. Uarl Cau er hat eine Büste Friedrich Wilhelms IV. in Marmor, die Statue eines olympi-
schen Siegers in Bronze für Sanssouci, 1862 das Schillerstandbild in Mannheim, das Siegesdenkmal für
Bukarest, das Denkmal für den amerikanischen Präsidenten Gariield und 1883 die hlarmorgruppe
„Hectors Abschied von Andromache" geschaffen; ausserdem hat er sich viel mit Studien nach der Poly-
chromie der Alten beschäftigt. Robert Dauer, bis 1855 als Maler in Düsseldorf thatig, folgt als
Bildhauer wieder mehr der romantischen Richtung seines Vaters und belebt die deutschen Marchen- und
sonstige dichterische Gestalten. In dieser Art sind von ihm: Paul und Virginie, Hermann und Dorothea,
Dornröschen, Hänsel und Grete], ltotkappchen, Undine und Loreley gebildet, ausserdem die „Quelle",
ein nacktes Weib, sich auf Schilf büschel stützend aus denen Wasser hervorquillt. Joseph K op f (geb. 1827)
ist anfangs als Steinmetz und Bildschnitzer bei Sickinger in München und Knittel in Freiburg
thätig, kommt anfangs der fünfziger Jahre nach Rom und wird mit Uornelius bekannt; aus dieser Zeit
stammt die Gruppe ,.Verstossung der Hagar". Später schloss sich Kopf an den Thorwzildsenschiiler
J. M. Wagner an, und schuf unter dessen Leitung die Statue der heiligen Agnes, eine Nemesis, eine
Fortuna und das „Urteil des Salomo". Selbständig geworden folgte Kopf seiner eigenen Richtung auf
das Anmutige und formal Schöne. In diesem Sinne sind die vier Jahreszeiten für den König von
Württemberg, ein Triton, eine Nymphe und eine griechische 'l'anzerin behandelt. Die späteren Arbeiten
Kopfs sind, abgesehen von seinen zahlreichen Portratbüsten, etwas weichlich, er wahlt Stoffe, an denen
er die Formenschönheit nackter jugendlicher Körper zum Ausdrucke bringen kann, wie „Joseph und
Potiphars Weib", die eine Satyrherme umarmende Nymphe u. a. Eduard Müller aus Koburg (geb. 1828),
Eb e, Dekorationsformen des 19. Jahrhunderts. 15