Schulen
auf historischer Grundlage.
schüler ab. Kalide gelangte zu einer über die Gewohnheiten der Schule hinausgehenden frischen
Naturauffassung, und ist als Vorläufer der neueren realistischen Richtung erst später gewürdigt. Anfangs
beschäftigte ihn die Tierbildnerei; es entstand die vielfach wiederholte Brunnengruppe, „der Knabe mit
dem Schwan" und der sterbende Löwe auf dem Grabmal Scharnhorsts, beide als vortreffliche Leistungen.
Die auf dem Rücken eines Panthers liegende nackte Bacchantin, jetzt in der Berliner Nationalgalerie,
trägt besonders den derbrealistischen Zug in der Auffassung und der Wiedergabe der Formen.
Der hervorragendste Tierbildner der Berliner Schule ist Wilhelm Wolff (1816-1887), ein
Schüler Wichmanns in Berlin und Stiglmaiers in München. Er gründete mit seinem Bruder zusammen
eine Giesserei, gab sich aber einer schöpferischen Thatigkeit im Modellieren hin, und wurde ein treuer
Nachahmer der Natur. Es entstanden von ihm: Die Bulldogge mit ihren Jungen (1847), die Relief-
medaillons mit Adlern für die Pfeiler der Schlossbrücke, kolossale Hirsche für den Park in Putbus,
Gazellen für Sanssouci, und die Gruppe eines von Hunden gepackten Ebers für den Hof des Jagd-
schlosses Grunewald. Das hervorragendste Werk des Meisters ist die Gruppe der sterbenden Löwin
mit ihren Jungen, über denen der Löwe ein Rachegebrüll erhebt, in Bronze gegossen und im Berliner
Tiergarten aufgestellt. Vortrefflich ist auch eine Gruppe kolossaler Bernhardiner Hunde, die einen im
Schnee verschütteten Wanderer ünden. Wolf f hat noch eine Anzahl Büsten und Statuen geschaffen;
so die Erzbüste Herders, die Marmorbüste Bachs, die Erzstatue der Kurfürstin Louise Henriette für
Oranienburg und das Standbild Friedrichs des Grossen für Liegnitz, dieselben stehen jedoch mit seinen
Tierbildungen nicht auf gleicher Höhe. Hermann Schievelbein (1817-1867), der bedeutendste
Schüler Wichmanns, hat 1853 eine Gruppe für die Schlossbrücke „Pallas unterrichtet den Jüngling
in der Waffenübung" geliefert. Sein bestes ist der grosse Relieffries im Lichthof des Neuen Museums,
der „Untergang Pompejis", an welchem allegorische und realistische Elemente zu einer Einheit von hoher
dramatischer Wirkung verschmolzen sind. Ein anderes Hochrelief mit Kolossalfiguren, die „Besiegung
der Litthauer und ihre Bekehrung zum Christentum", hat Schievelbein für das Ostportal der Dirschauer
Brücke geschaffen, dasselbe ist in gebranntem Thon ausgeführt. Der Relieffries für das Postament des
Denkmals Friedrich Wilhelm III. in Köln rührt von Schievelbein her; an der Vollendung der 4 Reiter
und 8 Standfiguren des Postaments hinderte ihn der Tod, ebenso an der Vollendung seines in der Figur
nicht glücklichen Steindenkmals für Berlin, dessen Fertigstellung durch Pfuhl erfolgte.
Die zweite Generation der Rauchschule wird durch Julius Franz (1824-1887), den Schüler
F is chers, eröffnet. Franz hat die Gruppen Preussen und Hannover-Braunschweig, nach seines Meisters
hinterlassenen Modellskizzen, für den Bellallianceplatz in Marmor ausgeführt. Sein bestes hat Franz
in mythologischen, allegorischen und Genreiiguren geleistet; zu diesen gehören: der Schmetterlingsfänger,
der Schäfer mit seinem Hund im Kampfe gegen einen Tiger, die Darstellung der vier Jahreszeiten durch
die Figuren des Jägers, Fischers, Landmannes und einer Schnitterin. Eine mythologische Gruppe von
ihm ist "Achilles und Penthesilea"; eine Statue des Prinzen Friedrich Karl von Preussen erscheint sehr
wahr in der Naturauffassung. Heinrich Walger (geb. 1829), ein Schüler A. Wolfs, hat eine Anzahl
von Denkmälern geschaffen: das Kriegerdenkmal für Krefeld, die Denkmäler für den Komponisten Karl
Wilhelm in Krefeld und Schmalkalden, das Grabdenkmal Waldecks in Berlin. Karl Keil (1838-1889),
der Schüler Drakes, ist ein vortrelflicher Portratbildner; von ihm rührt das Relief für die Westseite
des Siegesdenkmals in Berlin her, die Schlacht bei Sedan vorstellend, dann die Bronzestatue Kaiser
Wilhelms I. für das Berliner Rathaus, das Kriegerdenkmal für Bremen, das Standbild Wrangels in
Berlin u. a.
Die Dresdener neuere Bildhauerschule steht durch ihren Begründer Rietschel in engem
sammenhange mit der Rauch sehen Schule in Berlin, bethätigt sich aber stärker in der Richtung
Idealplastik als diese. Ernst Rietschel (1804-1861) kam von der Dresdener Akademie in
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