Volltext: Die Dekorationsformen des 19ten Jahrhunderts

auf historischer 
Schulen 
Grundlage. 
Wich m ann (1784-1859), ein Schüler Schadows, später ebenfalls wie Tieck ein Schüler von 
David d'Angers und Bosio in Paris, führte daselbst ein Hochrelief für ein Giebelfeld des Louvre 
aus. Nach Berlin zurückgekehrt arbeitete er gemeinschaftlich mit seinem Bruder Karl Wichmann 
(1775-4836), einem Schüler Schadows, hauptsächlich im Gebiete der Portratplastik. In Ludwig 
Wichmanns Hauptwerken, der Genreiigur einer Wasserschöpferin und der Gruppe für die Berliner 
Schlossbrücke „Nike richtet den verwundeten Krieger auf", macht sich eine weiche Behandlung der 
Formen bemerkbar. Gustav Blaeser (1813-1874) arbeitete von 1834-1841 in Rauche Werkstatt 
und war am Denkmal Friedrichs des Grossen beteiligt. Seine erste selbständige Arbeit war eine Reiter- 
statuette der Kaiserin von Russland. Erst 1845 ging Blaeser nach Italien mit dem Auftrage für eine 
Gruppe auf der Schlossbrücke: Minerva, den zum Manne erstarkten Jüngling zum Kampfe führend. Die 
Gruppe wurde bis 1855 vollendet. 1844 schuf Blaeser die Statue Schinkels für Neu-Ruppin, 1855 die 
Statue des Bürgermeisters F ranke für Magdeburg. Die Statue des Herzogs Albrecht von Brandenburg 
war für die Marienburger Nogatbrücke, die kolossale Reiterstatue König Friedrich Wilhelms IV. (1861 
bis 1863) zum Schmucke der Kölner Rheinbrüoke bestimmt. Eine der anmutigsten Schöpfungen Blaesers 
ist seine Statue der Gastfreundschaft. Ein Terrakottenrelief, den Empfang des Königs durch eine 
Deputation der Baubehörde darstellend, fand seinen Platz an der Stadtseite des 'I'horturms der Dirschauer 
Brücke. Die Statue Friedrich Wilhelms IV. im Überrock, die Mütze in der Hand, auf den Stock 
gestützt wurde 1873 vor der Orangerie in Sanssouci aufgestellt, am Postament erscheinen die Medaillon- 
reliefs der Poesie, der Plastik, der Bau- und Gartenkunst. Ein Reiterstandbild Friedrich Wilhelms III. 
für Köln (1862) giebt den König wieder unbedeckten Hauptes, ist aber von Blaeser nur im Modell 
vollendet, dasselbe wurde erst nach seinem Tode ausgeführt, und die Sockelfiguren stammen von Calandrelli 
und Schweinitz. Ausserdem hat Blaeser eine Anzahl Büsten sowie die Statuetten der Kronprinzessin 
Friedrich Wilhelm und des Malers K. Fr. Lessing geliefert. Für die Idealplastik ist Blaes er, ähnlich 
wie seinem Meister, nur wenig Zeit geblieben; er hat ausser seiner vortrefflichen Gastfreundschaft nur 
noch die humoristischen Genrefiguren des Weihnachtskindes und des Neujahrgenius geschaffen. Albert 
Wolf (1814-4892) kam 1831 nach Berlin zu Rauch und zeigte bald seine Begabung für Idealfiguren 
und Portratbüsten. Eine Statue der Gräfin Racynska, als Hygiea aufgefasst, war für einen Brunnen in 
Posen bestimmt. Von 1844 bis 1846 hielt sich Wolf in Italien auf. Im Jahre 1849 entstand sein 
bestes Werk die Figur eines unbekleideten Jägers zu Pferde, der sich anschickt, einem Löwen mit der 
Lanze den Todesstoss zu geben. Die Gruppe wurde in Bronze gegossen und als Seitenstück zu Kiss' 
Amazone auf der Treppenwange am Museum aufgestellt. Für die Schlossbrücke arbeitete Wolf 1853 
die Gruppe einer Pallas, die den Jüngling in den Kampf führt. Sein umfanglichstes, aber nicht sein 
bestes Werk ist das Reiterdenkmal König Friedrich Wilhelm III. für den Lustgarten in Berlin. August 
Kiss (1802-1865), seit 1825 bei Rauch, später bei Tieck, beschäftigte sich viel mit Tierbildnerei 
und gab mit der den Tiger bekämpfenden Amazone (1839 vollendet) ein Werk von höchster Lebendigkeit, 
das er nicht wieder übertroffen hat. Die Gruppe, in Bronze gegossen, wurde auf der Treppe des 
Museums aufgestellt. Ein Giebelrelief für die Hauptwache in Berlin wurde in Zink gegossen. Kiss 
grosse Bronzegruppe des heiligen Georg, der den Drachen tötet, für den Hof des Berliner Schlosses 
erreicht seine Amazone nicht im dramatischen Ausdruck. Ausserdem von ihm: Die Statuette einer 
stürzenden Amazone, die Reiterstatue Friedrichs des Grossen für Breslau, die Friedrich Wilhelms III. 
für Königsberg, die Statue Friedrich Wilhelms III. für Potsdam, das Denkmal des Fürsten Leopold von 
Anhalt-Dessau," die Statue Beuths vor der Bauakademie und die Statuen Sohwerins und Winterfeldts für 
den Wilhelmsplatz. In den Figuren des Garde-du-Corps und des Kürassiers, ihre Pferde am Zügel 
führend, für Charlottenburg wird Kiss geradezu langweilig. In der religiösen Plastik hat Kiss das 
Relief der Bergpredigt in der Nicolaikirche zu Potsdam und die Gruppe von Glaube, Liebe und Hoffnung,
	        
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