Deutschland.
Köln hat J ulius Raschdorf f am Zehnecksbau der Kirche begonnen, die Arbeiten sind jedoch erst später
zu Ende geführt. Die Wiederherstellung des Speyerer Doms von 1854-1858 durch Hübsch ist schon
oben erwähnt. Das Statuarische an der Vorhalle des Doms wurde von Joseph Gasser, Fernkorn und
Dietrich, die Reliefs von Piltz ausgeführt. Die Wiederherstellung des Doms zu Mainz wird Ende
der fünfziger Jahre begonnen, zuerst mit der Innendekoration, dann mit den Veränderungen des Ostchors
nach Zwirners Plänen, durch Laske. Seit 1867 führte Wessiken aus Salzburg die Arbeiten, bis 1873
der Belgier Cuypers an dessen Stelle trat. Es wurde der Triumphbogen geöffnet, der Turmbau vollendet,
Kilppel und Krypta eingewölbt; im Jahre 1878 waren alle Arbeiten im Innern vollendet, 1879 erfolgte
noch der Ausbau des Stiegenturms. Unter den am Strassburger Münster nach dem Kriege 187011871
unternommenen Herstellungsarbeiten war die Ausführung des neuen Vierungsturmes die wichtigste,
dieselbe wurde nach einem 1878 aufgestellten Entwurfe des Dombaumeisters Klotz begonnen. Am
Regensburger Dom bewirkte Denzinger von 1860-1869 die Vollendung der Fronttürme und des
Dachreiters auf der Vierung. Die Wiederherstellung des Ulmer Münsters begann 1844 unter F. Thrans
Leitung. Bis dahin endete der Chor mit einer kahlen Mauer, stumpfe Dächer bedeckten die erst halb
vollendeten Chortürrne, unentwickelt endigten die Reihen der seitlichen Strebepfeiler. Thrän nahm die
Ausbesserung der oberen Teile des Hauptturmes in Angriff und stellte 1856-1869 die Strebebögen für
das Hochschiff her; in den Jahren 1850-1854 erfolgte der Einbau der massiven Orgelbühne mit schweren
Tonnengewölben, von unglücklicher Wirkung für die alte Turmhalle. Nach Thräns Tode (1870) wurde
Ludwig Scheu (T 1880) Dombaumeister; er war hauptsächlich an den neuen Teilen des Chorbaues
thätig. Seit 1881 vollendete B eyer den grossartigen Westturm des Ulmer Münsters. An der Wiesenkirche
zu Soest wurde 1846-1878 der Aussenbau vollendet; der neue Turm war von Soller nach den Motiven
des von Freiburg i. Br. entworfen. Seit 1878 bis 1882 ist auch das Innere durch Memming er hergestellt.
Die St. Michaelskirche zu Hildesheim wurde seit 1855 unter Hases Leitung durch Bergmann wieder
hergestellt. Einer der bemerkenswertesten spatgotischen Schlossbauten, die Albrechtsburg bei Meissen,
wird von 1856-1866 durch Chr. Fr. Arnold wieder hergestellt, eben von demselben der Dom zu
Meissen. Der grosse Wendelstein des Schlosses hatte schon 1855 durch O. Wanckel eine neue Spitze
erhalten. Ein Unternehmen, welches hauptsächlich der Wiederbelebung mittelalterlicher Kunst zu Gute
kam, war die Stiftung des Germanischen Museums zu Nürnberg durch Freiherrn Hans von und zu Aufsess
(T 1872). Das Museum wurde 1853 im Petersenschen Hause eröffnet, siedelte jedoch 1857 in die Überreste
des alten Karthauserklosters über; 1866 wurde A. Essenwein aus Karlsruhe als Leiter der Anstalt berufen;
derselbe baute die Ruinen des Klosters aus und führte 1872-1874 eine Vergrösserung der Raume durch
Aufnahme der Bauteile des Augustiner-Klosters und 1877 durch den neu erbauten Ostflügel herbei.
An der Förderung des Verständnisses für die mittelalterliche Kunst hatte die Fach-Litteratur
einen ebenso bedeutenden Anteil als die Wiederherstellungsarberten selbst. Mollers Denkmäler der
deutschen Baukunst erscheinen von 1815-1831, Boisseree veröffentlicht 1823 eine Geschichte und
Beschreibung des Doms zu Köln, Bernhard Grueber giebt zum erstenmale eine vergleichende Darstellung
der deutschen mittelalterlichen Bauwerke (1839 und 1841), Heideloff macht durch seine Aufnahmen die
Ornamentik des Mittelalters bekannt (1838-1841), Puttrich veröffentlicht die romanischen Denkmäler
Sachsens, W. Lotz giebt die wichtige Statistik der deutschen Kunst des Mittelalters und des 16. Jahr-
hunderts u. s. w.
In der rheinischen neugotischen Schule kann von Lassaulx in Bonn gewissermassen als Vorläufer
der Kölnischen Schule gelten. Er hatte die Florianskirche in Coblenz wiederhergestellt und bei dieser
Gelegenheit die gotische Gewölbetechnik studiert. Lassaulx erbaute 1824-1831 die Kirche zu Treiss
a. d. Mosel als dreisehiffigen Hallenbau, mit etwas niedrigeren Seitenschiffen auf runden Pfeilern; das
Äussere zeigt zwar eine etwas unverstandene Gotik, aber das Innere ist doch Wieder mit Steingewölben