Deutschland.
Land- und Stadthäuser von Kickeheyn, Walluf und Netz. Chr. Gramm entlehnte seine Motive
bald der Gärtnerschen Schule, bald der Gotik, gelegentlich auch der französischen und italienischen
Renaissance, wie das Völpersche Haus am Römerberge und die Villa am Röderberg-Weg bemerken
lassen. Schloss Grüneberg wurde 1845 für Freiherrn von Rothschild nach einem französischen Plane
von van Essen erbaut. Die Real- und höhere Töchterschule der israelitischen Gemeinde wird von
Opfermann in Mainz als Putzbau mit Sandsteingliederungen errichtet; von demselben rührt das Bahn-
hofsgebäude her. Hessemer erbaut die byzantinische Grabkapelle für die Gräfin Reichenbach (Gemahlin
des Kurfürsten von Hessen) in selbständiger und organischer Gestaltung. Erst durch Oscar Pichler
(1826-1865) und Heinrich Burnitz (1827-1880) fasst gegen Ende der fünfziger Jahre die
Renaissance Platz, in Anlehnung an Berliner Bauten, und der romanisierende Lisenenbau tritt zurück. Die
Irrenanstalt von Pichler, ein verputzter Backsteinbau mit Gliederungen in rotem Sandstein, ist noch
in gotisierenden Formen gehalten, dagegen zeigt sein Hötel du Nord (1863-1864) den Stil der
Renaissance. Heinrich Burnitz war in Berlin im Atelier Stiilers thätig gewesen, dann bei Hübsch
in Karlsruhe und ging dann zur weiteren Ausbildung nach Italien. Zurückgekehrt erbaute er die Ver-
kaufshallen am Durchbruch der Liebfrauenstrasse (1855) als einen der ersten Sandsteinbauten Frankfurts,
die Petersschule gotisierend, den Saalbau (1861) und das Gymnasium in florentinischer Renaissance;
ausserdem von ihm: Villa Reiss in Kronberg, Villa Metzler, Villa Grunelius, das Neufallsche und das
Eckhardsche Haus, die Basshorn- und de Neufvillesche Geschäftshäuser in Frankfurt; 1874-1875 ent-
stand das Senckenbergsche Hospital. Der Neubau der Börse von Burnitz und Oscar Sommer, in
italienischer Renaissance, kann als gelungen bezeichnet werden. Burnitz allein hat 1862-1864 die
Armenklinik errichtethund 1867 den Louisenhof für Freiherrn von Rothschild. J oh. Georg K ayser ist
der Architekt der Hauptsynagoge (1855-1860), welche Fassaden in rotem Sandstein im maurisch-
byzantinischen Stile mit Kuppeln zeigt. In seinen anderen Bauten steht Burnitz der Berliner Schule
am nächsten. Von J. W. Renk rührt der Bau der Synagoge der israelitischen Religionsgemeinschaft
(1852-1853) her, im maurischen Stile, später vergrössert. Ludwig baut in strenger hellenistischer
Richtung, Theodor Brosst im Sinne der Münchener Schule. Von Ludwig ist die Gnaita-Stiftung
errichtet, ein Putzbau mit Sandsteingliederungen im antiken Schema. C. J. Mylius errichtet die
Bibliothek der Senckenbergschen Stiftung (1866) in Renaissanceforlnen. Die neuern Bauausführungen
in Kassel schliessen sich denen Frankfurts in stilistischer Beziehung an. Rosengarten erbaut
in Kassel die Synagoge, aussen italienisch-romanisch, innen maurisch mit Holzgewölben über dem
Mittelschiff. Nach einem Entwürfe von Edm. Hasault in Dresden und Potente in Kassel entsteht
daselbst das Grausche Haus (1854) als Backsteinrohbau mit Flachbogen, in den Datails venetianisch-
gotisierend. In Mannheim erbaut Mutschlechner den neuen Friedhof, im Sinne eines italienischen
Camp osanto aus Ziegeln mit Sandsteindetails im romanischen Stile.
Die sächsische neuere Bauschule eröffnet Joseph Thürmer (1789-1833) in Dresden, ein
Schüler Fischers in München; von ihm ist die Hauptwache in der Altstadt in Dresden (1831-1833)
nach einem Plane Schinkels erbaut und das Postamtsgebäude am Postplatze. Albert Geutebrück
in Leipzig errichtet die Universität daselbst (1831-1835) in reduziert Schinkelschen Formen und
ohne Beherrschung der Massen. Über dem Mittelbau lagert ein grosser Tempelgiebel mit einem Figuren-
felde von Rietschel, in Mörtelmasse gegossen. Von demselben herrührend: die ehemalige Buchhändler-
Börse (1834-1836) mit eiserner Treppe, wieder in Schink elscher Auffassung der Antike und ein Wohn-
haus mit Oberlicht-Treppenhaus in der Mitte des ganz freistehenden Baues. Woldemar Herrmann in
Dresden baut in Leipzig das Hartelsche Wohnhaus in italienischer Hochrenaissance mit Loggia und einem
Hauptgesims in Holzformen, sonst im Äusseren in Sandstein ausgeführt und innen mit historischen
Malereien geschmückt. Das neue Gesellschaftshaus in Dresden (1837-1838), von Gustav Hornun g,