Volltext: Meister-Holzschnitte aus vier Jahrhunderten

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Schnitt selbst oder bei der Buchdrubckerkunst handelt 68 
sich jedoch auch hier weniger um eine Erfindung, als 11m 
die Vervollkommnung eines in seinen Orundzugen schon 
lange bekannten Verfahrens. Schon in einigen venezlamSChen 
Drucken des I5. Jahrhunderts von Erhard Ratdolt u. A- 
 treffen wir polychromen Druclemit mehreren Holz- 
platten, worin das Princip des Clairiobsliu? llierevits voll- 
stiindi enthalten ist. An diese un a nlC e CISUC C 
knüpf? die spätere Ausbildung der Farbenholzschnitttechnik 
an, die in Deutschland und Italien im Anfang des 1.6. 
Jahrhunderts erfolgte, und es kann nur die Frage sein, 
0b die erste Anregung zur weiteren malerischeirBehand- 
lung dieser Technik von Ugo Q1211 caliPf Oder_ "lcläruvlgä" 
mehr von den deutschen Far en 0 zsc nitten eines ac_  
lin, Burgkmair und Cranach ausging. Die Wahrschein- 
lichkeit scheint auch hier für Deutschland zu sprechen. 
Denn obwohl Ugo da Carpi im Jahre 1516 In 611161" 
Bittschrift an den Senat von Venedig die Erfindung des 
Clairobscur für sich in Anspruch nahm, lassen sich von 
Burgkmair Holzschnitte von 15äodnacäweisenaüdietlgtlä: 
als Clairobscurs vorkommen, un as ier verü C11 1 
Cranaclfsche Blatt würde, da 68 die Iahrzrllll _15o6 trägt: 
als eines der frühesten Zeugnisse dieser Technik zu gelten 
haben. Zur endgültigen Entscheidung derfrage "Ware 
freilich auch das noch festzustellen, ob bei diesenBlattern 
der deutschen Meister die Clairobscurs gleichzeitig njlt 
den einfarbigen Holzschnitten sind, oder 0b S16 nicht W31 
mehr erst später, nachdem Carpi's Verfahren bekannt ge- 
worden war, ältere Stichplatten für_den Farbendruck zu- 
richteten. Eine Reihe der schönsten deutschen Farben- 
holzschnitte rührt bekanntlich übärlllnülät In? V3? da? 
Meistern selbst, sondern von Nie er an ern 61', le 
Ende des I6. und am Anfang deS 17- Jahrhunderts de? 
alten Holzstöcken neue für den Druck in Clairobscur bei- 
fügten. Das gilt z. B. von den; 11g?" Tafeä ü; ää; 
öffentlichten Porträt des Ulrich am u er, un  
vorliegenden Blatte ist es ebenfalls WEIhYSChBIIIIIClI: dass 
Cranach erst Später die ältärä Plljltlteb ifilrlden äleellslgägäälg 
druck zurichtete. Die Hel un'ea irucae un  
sich nämlich von den Abdrücken von einer Platte fauch 
dadurch, dass der Contour derrlinken Schulter der äenäls 
geändert ist, sodass sie schmäler erscheint. VgL Schucflr t 
Lucas Cmnach 11, P_ 272, Nr. 117, _Bartsch Peintre- 
graveur V11, p. 291, Nr. 1I3._ (Original h. 280 mm, 
br. 190 mm.) Unsere Reproduction des Helldunkelblattes 
ist nach dem im Besitze des Herrn W. hlltChell In 
London befindlichen Exemplar hergestellt.  
Tafel 69. Lucas Cranacla. Ein _Ritter zu Pferd in 
reicher TurnierrüstungB nachl ligks reitend; uäillänplllzgäf 
   artsci, eintre raveur ,  2 
iiiliiiti  Didiiildijie llflgeproduction ist naäh dem im Besitze 
des Herrn William Mitchell in London befindlichen Ori- 
ginal hergestellt. (Origäml h-h Mällnlmrbr-  äiä-ilgen 
Tafel 70. Lucas ranac  artyriuin  
Barbara. Die Heilige, links vorn mit gefalteten Handeü 
knieend, ist aus dem Fels, in den sie sich geiiuchtet hatte, 
herausgeschleppt worden und wird im Beisein zahlreicher 
Zuschauer von ihrem Vater Dioskorogs enthauptet. Oben 
rechts an dem bewachsenen Felsen die beiden sachsischen 
Wappenschilde, unten links ein Täfelchen rnit dem Mono- 
gramm und der Schlange. Vgl. Bartsch, Peintregraveur VII, 
p. 285 Nr. 70; Schuchardt, Lucas Cranach Bd. II, p. 330, 
Nr. 87. Original h. 248 mm, br. Ing mm 41118 der 
Sammlung des Herrn William Mitchell in Bondon.  
Tafel 71 und 72. Hans Baldung Grznt. Die heil. 
Familie. Mutter Anna empfängt das jesuskind aus den 
Händen der Jungfrau. Hinter ihnen der heil. Joseph und 
der heil. joachim. Auf einem Täfelchen links unten, von 
einem Hasen gehalten, das Monogramm HB. (Original 
h. 380 mm, br. 260 mm.) Pass. 67. Bartsch (YIIII, 467, 
Nr. 6) schreibt irrthüuilicher Weise das Blatt dem Hans 
Brosamer zu. Eisenmann in Meyer's Künstlerlexikon II 
p. 630, Nr. 9. Unsere Rcproduction nach dem in der Samm- 
lung des Herrn Mitchell in London befindlichen Exemplar. 
Im Ganzen sind von Hans Baldung nach neuester Zählung 
155 Holzschnitte vorhanden. Die Stoffe, die er darin be- 
handelt, sind noch mannigfaltiger als in seinen Bildern, 
denn ausser dem Alten und Neuen Testament, der heiligen 
und profanen Legende, der Geschichte, Allegorie und dem 
Porträt, hat er sich auch mit dem Thierstück, dem Hexen- 
und Zauberwesen befasst. Am frühesten unter den hier 
publicirten Blättern, von 1510, sind die drei Hexen (Tafel 78 
und 79), darauf folgt (von 151 1) die heil. Familie (Tafel 74 
und 75 a), von 1513 das Blatt mit den Parzen (Tafel 77a). 
Die meisten andern Blätter fallen nach 1516, als Baldung 
nach Vollendung des Freiburger Hochaltars wieder in Strass- 
burg wohnte. In einigen ganz zart und idyllisch, entfaltet 
er in anderen eine Visionäre Phantastik, ein Streben nach 
Lichtwirkung und heftigen Affekt, das an die Einwirkung 
Grünewalds mahnt. 
Tafel 73. Albrecht Dürer. Die heil. Anna selbdritt. 
In einer Landschaft sitzt auf einer Holzbank mit einem 
Buche in der Hand die heil. Anna, vor ihr die jugendliche 
Maria, deren üppiges Haar von einer Kette zusammen- 
gehalten wird, auf Maria's Schoosse steht das Christuskind. 
Hinter der Bank schilfartiges Gesträuch, rechts der Ausblick 
auf hochgiebelige Häuser. Heller, Dürer, p. 760, Nr. 26 
rechnete den Holzschnitt unter die zweifelhaften Blätter 
Dürer's. Da derselbe jedoch nach der aquarellirten Feder- 
zeichnung Albrecht Dürer's vom Jahre 1514 angefertigt ist, 
die sich in der Sammlung des Herrn W. Mitchell in Lon- 
don befindet und von Ephrussi, p. 173, von Lippmann 
Nr. 78 publicirt ist, so liegt kein Grund vor, an der Autor- 
schaft Dürer's zu zweifeln. Ob das links an der Bank be- 
findliche stark verwischte Zeichen mit Heller 1518 oder 
1515 zu lesen ist, lässt sich nicht mehr entziffern. Das 
Blatt ist sehr selten. Ein Exemplar soll sich in der Samm- 
lung des verstorbenen Herrn Huth in London befunden 
haben; unsere Reproducrion ist nach dem im Besitz des 
Herrn William Mitchell in London befindlichen Original 
angefertigt.  245 mm, br. 180 mm.) 
Tafel 74. Hans Baldzmg Grün. Der todte Christus, 
zu Füssen des Kreuzes an der Erde liegend, wird von 
seiner Mutter, Johannes und Maria Magdalena beklagt. 
Rechts unten das Monogramm. (H. 218 mm, br. 153 mm.) 
Vgl. Bartsch, Peintregraveur VII, p. 307, Nr. 5. Eisen- 
mann in Meyer's Künstlerlexikon II, p. 631, Nr. 14. 
Reproduction nach dem Exemplar des kgl. Kupferstich- 
kabinets in München. Eine interessante Copie von Her- 
kules Zeghers in Farbenstich bewahrt das Amsterdamer 
Cabinet und die Sammlung Friedrich August II. in Dresden. 
(Mittheilung von Max Lehrs.) 
Tafel 75. Hans Baldung Grün. Die Bekehrung des 
Paulus. Monogramm links unten; kommt auch als Hell- 
dunkel von 2 Platten vor. Vgl. Bartsch, Peintregraveur 
VII, p. 311, Nr. 33. Eisenmann in Meyer's Künstler- 
lexikon II, p. 631, Nr. 65.  
Tafel 74 und 75a. Hans Baldung Grün. Die heil. 
Familie. Vor einer Mauer im Freien sitzt Maria, das Kind 
der heil. Anna hinreichend; dahinter steht Joseph, auf die 
Gruppe herabblickend. Hintergrund Landschaft mit Felsen- 
schloss. Links oben an der Mauer befindet sich die Zahl 
1511 und rechts unten in der Ecke, an einen Stein ge- 
lehnt, ein Täfelchen mit dem Monograrnrn.  375mm, 
br. 245 mm.) Fehlt Bartsch; Passavant III, p. 322, Nr. 62; 
Eisenmann in Meyer's Kunstlexikon II, p. 630, Nr. 7. Unsere 
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