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Tafel 56 und 57. Hans Scbäufelein. Die Kreuztragung.
Fehlt bei Bartsch und Passavant. H. 300 mm, br. 215 mm.
Original in der Sammlung des Herrn W. Mitchell in London.
Tafel 58 und 59. Hans Scbäufelein. Die heilige
Veronika mit dem Schweisstuch steht in einer Nische;
ringsum eine Bordure mit nackten Kindern, die auf Wein-
ranken herumklettern. Unten zu Füssen der Heiligen das
Monogramm mit der Schaufel. Vergl. Bartsch, Peintre-
graveur VII, p. 257, Nr. 40. Originalgrösse.
Tafel 60. Wolf Traut, wMaler und Reissera in Nürn-
berg, 1- 1520. Als Maler ist er bekanntlich neuerdings durch
den vom Münchener Nationalmuseum angekauften Artels-
hofener Altar bekannt geworden, über den Georg Hager in
der Kunstchronik 24, p. 579 ff. berichtet hat. Seine Thätig-
keit als xReissercc trat dadurch in ein helleres Licht, dass ich
bei Gelegenheit der Herausgabe des Hallischen Heiligthums-
buches durch Dr. Georg Hirth fand, dass der von Nagler
Monogrammisten V, p. 181 als Einzelblatt beschriebene
und anebst einer dazugehörigen Folge von Aposteln und
andern Heiligens dem Wolf Traut zugewiesene hl. Petrus
dem hallischen Heiligthumsbuch entstammt. lrVolf Traut,
von dem bisher nur die 2 Holzschnitte im Missale Pataviense
von 1514 (Muther, Bücherillustration p. 182) und der
von Passavant III, p. 198, Nr. 224 beschriebene aAb-
schied Christi von seiner Mutter: sicher bezeugt waren,
entpuppte sich hiermit als der hauptsächlichste Meister
dieses interessanten Heiligthumsbuches, dessen Illustrationen
sich aus sehr verschiedenartigen Bestandtheilen zusammen-
setzen, und das man früher willkürlich bald dem Cra-
nach, bald dem Grünewald zuwies. Mit dem von Passa-
vant erwähnten und durch die Neudrucke bei Derschau
allgemein bekannt gewordenen nAbschieCl Christi von
seiner Muttern hat nun das hier reproducirte Blatt (Passa-
vant III, p. 203, Nr. 245) so grosse Aelmlichkeit, dass
man es wohl gleichfalls mit Sicherheit für Wolf Traut
in Anspruch nehmen darf. Es behandelt die bekannte
Scene aus dem Leben des heiligen Augustinus. Als der-
selbe eines Tages am Strand des Meeres nachdenkend
über das Geheimniss der Trinität wandelte, soll er nach
der Legende einen Knaben erblickt haben, der bemüht
war, mit einem Löffel das Meer auszuschöpfen. Als Augusti-
nus dies für unmöglich erklärte, erwiderte ihm der Knabe,
ebenso unmöglich sei die Ergründung des Geheimnisses
der Dreieinigkeit, und verschwand. Hinter dem Knaben
ist als weiteres Attribut des heiligen Augustinus das von
einem Pfeil durchbohrte Herz angebracht, das seinen Con-
fessionen (Cap. 9) entnommen ist. Original h. 290
br. 205 mm im kgl. Kupferstichkabinet zu München.
Tafel 61. Hans Sebald Bekam. Aufsteigendes Ornament
mit dem König David, in der Literatur über Beham
nirgends erwähnt. Original, wohl Unicum, in der Kunst-
halle zu Hamburg. VergL: Verzeichniss der Kupfer-
stichsammlung in der Kunsthalle zu Hamburg, p. 281.
Butsch, Bücherornamentik II, Taf. 45 b. Originalgrösse.
Tafel 62. Albrecht Alldorfer. Die Enthauptung Johannes
des Täufers. Zeichen und jahrzahl 1512 rechts unten.
Bartsch 52. Meyer, Künstlerlexikon I, p. 552, Nr. 5 3.
Originalgrösse.
Tafel 63. Albrecht Altdorfer. St. Georg zu Pferde, die
Lanze dem Drachen in den Hals stossend. Zeichen und
Jahrzahl 15 1 1 links unten. Vgl. Bartsch, Peintregraveur VIII,
p. 79, Nr. 55. Meyer, Künstlerlexikon I, p. 552, Nr. 57.
Originalgrösse.
Tafel 64. Wolfgang Huber. Das Parisurtheil. Rechts
Paris schlafend, in der Luft Amor, der einen Pfeil ab-
schiesst. Vgl. Bartsch, Peintregraveur VII, p. 486, Nr. 8.
Paris, Nationalbibliothek. Originalgrösse.
Tafel 65. Woffgang Huber. Thisbe findet den todten
Pyramus. Unten links ziemlich undeutlich die Buchstaben
W. H. Vgl. Bartsch, Peintregraveur VII, p. 486, Nr. 9.
Paris, Nationalbibliothek. Originalgrösse. Meister W. H.,
der in Paul Behaims Katalog von 1618 Wolff Hueber ge-
nannt wird, hat mit Altdorfer grosse Verwandtschaft und
spielt gleich diesem in der Geschichte der deutschen Land-
schaftsmalerei eine sehr wichtige Rolle. Seine Figuren
sind, wie der todte Pyramus dieses Blattes zeigt, oft bis
zur Carrikatur verzeichnet. Aber seine Landschaften sind
von jenem intimen zarten Naturgefühl, wie es in jenen
Jahren nur Dürer und Altdorfer eigen war. Seine schönsten
Handzeichnungen befinden sich im Museum zu Pesth.
Hubers in den Peintregraveurs verzeichneten Holzschnitten
fügen wir hier noch zwei weitere bisher unbekannte hinzu.
Tafel 66. Wolfgang Huber. Christus am Kreuze.
Links Johannes, der voll Schmerz die Hände ausstreckt,
und eine Heilige; rechts die Madonna, die in Ohnmacht
fällt und von zwei anderen heiligen Frauen gehalten wird;
in der Mitte unten das Monogramm W. H. Das Blatt
fehlt bei Bartsch (Peintregraveur VII, p. 485) und Passa-
vant (Peintregraveur III, p. 305). Unsere Reproduction
ist nach dem im Besitz des Herrn W. L. Schreiber in
Franzensberg bei Potsdam befindlichen Original hergestellt.
Originalgrösse.
Tafel 67. Wolfgang Huber. Drei Landsknechte, die
ganz en face gesehen, durch eine reiche Landschaft
marschiren und von denen der mittlere sich bückt, um
seine heruntergerutschte linke Hose heraufzuziehen. Rechts
unten auf einem Steine das Nionogramm. Das Blatt
in der öffentlichen Kunstsammlung zu Basel ist weder
bei Brulliot, noch bei Nagler, Bartsch oder Passavant er-
wähnt und scheint Unicum zu sein. Originalgrösse.
Tafel 68a 8: b. Lucas Cranacla. Venus und Amor.
Venus ganz nackt, steht in der Mitte, zu ihren Fiissen
Wolken; sie hält in der Rechten einen Schleier, dessen
eines Ende den Boden berührt, während das andere in
der Luft Hattert. Durch eine Bewegung der Linken hält
sie den neben ihr stehenden Amor, welcher im Begriff
ist, einen Pfeil abzuschiessen, von seinem Vorhaben ab.
Den Hintergrund bildet eine Landschaft mit einer Burg
am Gipfel eines hohen Felsens. Rechts, an den Aesten
eines hohen Baumes, hängt ein langes, etwas ausge-
schweiftes Täfelchen mit dem Mongramm, den Buch-
staben L. C. und der Jahreszahl 1506; darüber sind die
beiden sächsischen Wappenschilde (das sächsische Kur-
wappen mit der Raute und die Kurschwerter), deren sich
der Meister seit seiner Ernennung zum sächsischen Hof-
maler bediente, angebracht. aVenus und jr Sohn Cupidoc,
wie die alten Abdrücke bezeichnet sind, gehört zu Cranachs
frühesten und liebenswürdigsten Holzschnitten und ist
auch deshalb von Interesse, weil neben den einfarbigen
Drucken Helldnnkel von zwei Platten vorkommen. Die
Farbendrucke des I6. Jahrhunderts bilden bekanntlich
gewissermassen die Fortsetzung des colorirten Holzschnittes,
den das 15. Jahrhundert liebte. Während bei Wohlgemuth,
dessen Schatzbehalter und Weltchronik vornehmlich illumi-
nirt verkauft wurden, der Holzschnitt noch immer auf die
Zuthat von Farben berechnet war, treffen wir im 16. Jahr-
hundert colorirte Holzschnitte sehr selten mehr an. Dagegen
wusste man dem Holzschnitte an sich jetzt einen malerischen
Charakter zu verleihen, indem man ihm vielfach durch den
Druck mit mehreren Platten den Charakter farbiger Feder-
zeichnungen gab. Wem die erste Ausbildung dieser Farben-
holzschnitttechnik zu verdanken ist, lässt sich schwer ent-
scheiden. Eine Tradition vindicirt bekanntlich die Erfindung
des Clairobscur dem im Anfang des 1 6. Jahrhunderts in Vene-
dig thätigen Holzschneider Ugo da Carpi. Wie beim Holz-