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XIV
AU FENTHALT
ROM 1545.
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Tochter Karls; Kardinal Alessandro war des wandernden Diplo-
matenlebens über-hoben. Fast die ganze Farnesische Sippe sass
in Rom beisammen, mit dem gesellschaftlichen Hauptquartier im
Palast des Belvedere. Nichts natürlicher nun, als dass die Fa-
milie eben damals ernstlicher auf den Gedanken zurückkam, Ti-
zian ilach Rom zu ziehen. Ob der Meister gegenüber dem starken
Drängen Guidubaldds und eingedenk seiner schlimmen Erfahrun-
gen mit den Farneses sich freiwillig entschlossen haben wurde,
ihrem Ruf zu folgen, ist fraglich. Den Ausschlag gaben die Vor-
stellungen Girolamo QuirinYs, der ihm die besonderen Vortheilc
klar machte. Er wusste übrigens, dass sich Tizian dem Herzog
von Urbino zu zeitweiligem Aufenthalt in Pesaro verpliichtet hatte
und liess dies bei seinen Berechnungen nicht ausser Acht. 57
Auf dieses Abkommen vertrauend nahm Herzog Guidubald
seit September 1545 den Meister unter seinen persönlichen Schutz,
liess ihn mit seinem Sohne Orazio, der ihm jetzt als Gehilfe zur
Seite stand, in seinem Gefolge über Ferrara nach Pesaro mit-
reisen und ilach kurzem Aufenthalte daselbst durch die päpst-
lichen Staaten bis Rom geleiten? Dergleichen Ehren waren seit
Apelles keinem Künstler zu Theil geworden. In einem Briefe an
Guidubald vom Oktober versichert Aretin: "Tizian heisst mich
den Herzog von Urbino anbeten, dessen fürstliche Gnade noch
nie ihres Gleichen gehabt und er möchte durch mich seinen Dank
aussprechen für die sieben Reiter der Escorte, für die freie Reise,
das Weggeleit, die Ehren, Freundlichkeiten und Geschenke und
das gastliche Asyl in einem Palaste, den er wie seinen eigenen
betrachten durfte "F" „Euer oder vielmehr unser Tizian"
so schreibt Bembo an Girolamo Quirini aus Rom „ist nun
hier und hält sich Euch zu grossem Dank verpflichtet, da Ihr
allein ihn zu dieser Reise bestimmt und aufs Liebenswürdigste zu
dem Wagniss überredet hättet, das so über Erwarten gelungen
5' Bembo an Quirini, Rom I0. Oktober 1545 in Bembds Opere VI. S. 316,
und Vasari XIII. 36.
59 Ebenda und vg1.Aretin's Brief an Modanese, Venedig Oktober, 1545, sowie
Aretin an Guidubald in den Lettere di M. P. Aretino III. S. 217 und 223.
59 Aretiu an Guidubald a. a. O.
Oktober
1545
Bembds
Opere
316,