460 TIZIAN
UND
DIE
FARNESEN.
XIV.
war, gehörte er doch zu den Doctoren der freien Künste von
Padua und spielte den Gönner Tizian's, um sich demnächst auch
zum Mäcen der Palladio, Vittoria und Paolo V eronese aufzu-
schwingen.
Im März wurde sodann ein Bildniss Guidubald's des II. von
Urbino fertig, welchem später das der Herzogin und eins von
Marcantonio Morosini folgte. Ob das Porträt Sper0ne's auch da-
mals entstanden war, steht nicht genau fest? Leider kann von
ihnen allen keine Spur mehr nachgewiesen werden. Nur ein ein-
ziges Bildniss jener Tage legt noch Zeugniss ab von dem Werthe
des Schatzes, der uns verloren gegangen ist. In demselben Briefe,
worin er den Empfang des Barbara-Porträts bestätigt, hatte Giovio
nach einer Skizze von Aretin gefragt und dieser selbst erwiederte,
er wolle ihm eine Copie des nscheusslichen Wunderdings" ver-
schaffen, das Tizian gerade vollendet hatte. i" Einige Monate
nachher schickte Aretin sein Conterfei an den Herzog- von Flo-
renz mit einem launigen Schreiben, worin er sagt: die Seiden-,
Sammet- und Brokatstoife auf dem Bilde würden vermuthlich besser
gerathen sein, wenn Tizian eine Hand voll Scudi mehr für ihre
Ausarbeitung bekommen hättefß In gleichem Tone schrieb er
dann an Tizian, der damals in Rom war, und stellte ihn zur
5' s. den Brief Aretids an den Herzog von Urbino, Venedig März 1545 und
den an die Herzogin vom Oktober dieses Jahres, sowie an Marcantonio Morosini,
Venedig Juli 1545 (Lettere di M. P. Aretino III. S. 114, 198 und 161). Das Bild-
niss Guidubaldds kam mit anderen Erbstücken i. J. 1631 nach Florenz, wo es
jedoch nicht mehr zu finden ist (s. Chiavaccfs Katalog der Galerie Pitti vom Jahre
1859, S. 245). Sperones Porträt sah Ridolü im Hause eines Kanonikus Conti in
Padua; auf dem Deckel über dem Bilde war ein Kind gemalt, welches mit einem"
Löwen spielte; vergl. darüber auch das Bruchstück eines Briefes des Sperone bei
Ticozzi, Vecelli etc. S. 223, Anmerkung, aber dagegen Bartoli, Pitture di Rovigo,
Venedig 1793, S. 164, welcher ein Porträt Sperone's im Palaste des Bischofs er-
wähnt (im Alter von 22 Jahren, von Tizian) und hinzufügt, Sperone halte sein Buch
mit den Dialogen in Händen, welche er jedoch erst im dreissigsten Jahre zu schreiben
598111111 (s. Sperone's Apologia dei Dialoghi in den Dialogen selbst S. 521).
B" Giovio an Aretin, Rom 11. März 1545 in Bottarfs Raec. di lett. pitt. V.
ging, 112111 Aretin an Giovio, Venedig April 1545 in den Letten-e di M. P. Aretino
1,
" vgl- Gßye, 0m u. s. 331, 345-341 und Aretixfs Brief an den Herzog,
Oktober 1545 in den Lettere di M. P. Aretino III. S. 238.