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TIZIAN
UND
DIE
FARN ESEN.
XIV
Sie sind in seinem Nachlass-Inventar aufgeführt. Das eine ist
verloren, das andere befindet sich im Museum zu Madrid.
3322i Den Bildnissen der Kaiserin lag angeblich ein flandrisches
Original zu Grunde, aber Tizian hat sein Gemälde derart behan-
delt, dass man die mittelbare Entstehung kaum vermuthet. Isa-
bel, Welche damals schon längere Zeit "todt war, ist hier im
Alter von ungefähr 24 Jahren dargestellt. Sie sitzt vor reichem
Brokatvorhang im Sessel am Fenster, das würdige aber magere
und etwas abgespannte Gesicht von rothem Haar mit Perlschmuck
und einem Perlenhalsband mit reichem Juwelengehänge gesäumt.
Ihre Kleidung besteht aus rothem Sammetspenser, seidenen Car-
moisin-Schlitzärmeln, ebenfalls mit Edelsteinen besetzt, und Mous-
selin-Weisszeug mit Goldnetz. In der Linken hält sie ein Buch,
durchs Fenster sieht man bergige Landschaft. Zurückgeszrntlt hat
der Kaiser das Bild nie. Wie werth er es hielt, beweist der Be-
richt, dass er es sich ans Sterbebett holen liess."
Porträts bildeten in dieser Zeit wiederum Tiziaifs Haupt-
beschäftigung. Einen Sammelplatz der hervorragenden Geister in
Politik, Wissenschaft und Kunst bot damals der Palast, in welchem
das urbinatische Herzogspaar- oft Hof hielt, wenn es zeitweilig
Pesaro verlassen musste. Guidubaldo, dem es darum zu thun war,
das Kommando über die venezianischen Streitkräfte zu erlangen,
zog alle einflussreichen Männer heran und seine Gattin Giulia
Varana fesselte gleichzeitig die Schöngeister. In den Gemächern
des Herzogs trafen sich Männer wie der Schriftsteller Sperone
und der kaiserliche Gesandte Mendozza, Gian-Giacomo Lionardi,
Trissino, Bernardo Nzivagero, Marcantonio und Domenico Moro-
sini, Daniel Barbaro, Federigo Badoer und Domenico Venier, und
dass in solcher Mitte Aretin nicht fehlte, war selbstverständlich.
Aus Eindrücken dieser Geselligkeit entstanden Sperone's Dialoge.
47 Madrid, Museo del Prado N0. 485, Leinwand h. 1,17 M, br. 0,98 M. Es
befand sich 1582 im Palaabe von Pardo, 1686 im Alcazar zu Madrid; vgl. Billdrillds
Katalog, worin ohne ersichtlichen Grund angenommen wird, das Original zu Tiliunä
Gemälde sei von Antonio Moro gewesen; s. ferncr Mignet, Charles V., 2. Ausgabe,
Paris 1854, S. 412. Auf dem Stich von D, de Jode legt die Kaiserin die rechte
Hand auf den Tisch und hat in der linken Blumen.