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TIZIAN UND
DIE
FARNESEN.
CAP. XIV.
tasie eine absichtliche Aehnliehkeit desselben mit Alfonso von Este
heraussah. 33
Verona,
Dom.
Ziemlich gleichzeitig mit diesem Bilde, welches den Neid des
Paolo Veronese herausfordern konnte, malte Tizian die Himmel-
fahrt der Jungfrau im Dome zu Verona. Sie hat durchaus nicht
die majestätische Grösse seiner Assunta bei den Frari, sondern
zeichnet sich durch die feine Ausgleichung von Licht und Schatten
und harmonische Tönung bei lebenswahrer Auffassung der Formen
und Geberden aus. Das Antlitz in geheimnissvolle Dämmerung ge-
hüllt, sitzt Maria von Lichtglorie umgeben auf den Wolken über
dem Grabe, inbrunstig ihrem Dankgefiihle folgend, indem sie
die Hände zum Gebet erhebt. S0 blickt sie beseligt auf die
Apostel hernieder, von denen Petrus links stehend und ihm ge-
genüber ein Knieender hervorragt, Beide in das leere Grab hinab-
schauend, Während die Anderen den Blick der Glanzerscheinung zu
ihren Häupten zuwenden. Im mittlern Hintergrunde steht Thomas,
welcher den vom Himmel herabgefallenen Gürtel der Heiligen auf-
gefangen hat. Auch hier sind die schwärzlichen Töne bemerkbar,
die beim Wiener „Ecce Homo" auffallen; die Pinselfiihrung ist
wieder frei und schwungvoll, aber die ganze Anordnung gesam-
melter, die Gesichtsbildung charaktervoller, der Faltenwurf schöner
und grossartiger als dort.3"'
Inzwischen setzte Tizian und die "Akademie Aretin an der
Spitze, die Hebel an, um für die in Bologna und Busse gelei-
steten Dienste des Meisters etwas Ordentliches aus den Farnese's
herauszuquälen. Im März 1544 dictierte ihm Aretin einen Brief
in die Feder, worin er dem Sekretär des Kardinals Maffei seine
33 Ueber die Deutungen vgl. Ridolii I. S. 225. Der angebliche Karl der V,
im Bilde hat schlechterdings nichts mit dem Porträt des Kaisers zu thullh
34 Leinwand, oben rund, die Vordergrundiiguren lebensgross. Schwere Firniss-
überzilge und etliche Uebermalungen eutstellen die Fläche, welche dadurch viel an
Frische verloren hat. Ridolfi (s. Marav. I. S. 229) cupierte das Bild für einen Altar
in der Kirche zu Roveredo; es ist in Linienmanier gestochen von Gaetano Zancou
und C. Normand. Nach GiusManRossTs Guida di Verona vom Jahre 1854 S. 25
war die Himmelfahrt Marias auf dem ehemals der Familie Cartolari gehörigen Altar
aufgestellt gewesen, der später nach einer Zeichnung Sansovinos für die Familie
Nichesola umgebaut worden wäre, was Ridolii I. S. 229 bestätigt. Es war eine
Zeit lang als Beute in Frankreich.