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die übernatürliche Gestaltung der Sixtinischen Gottheiten Michel-
angelds, nicht deren plastische Wahrheit noch- die Vollkommen-
heit ihrer Verkürzungen; auch mit dem Adel der Rafaelischen
Gebilde und mit der geschmeidigen Anmuth Correggids haben
sie nichts gemein, sondern sie sind in Fleisch und Blut geboren
und athmen in farbigem Licht mit einer Kraft und Sinnlichkeit,
die bisher durch alle zeichnerische Strenge, durch Reinheit der
Abstracticn und Schmelz des Helldunkels nie erreicht worden
war. Ganz Tizian's Eigenthilm strömen sie auch nur seine natur-
trunkene Empfindung aus."
Wie sehr Tizian sich bewusst war, was er in S. Spirito ge-
leistet hatte, zeigt ein Brief aus dem Jahre 1544 an den Kardinal
Farnese:
„Ich beünde mich in einem Rechtshandel mit der Brüder-
schaft von S. Spirito, der vor das Forum des Legaten gehört."
"Sie Wollen mich aber, wie "ich merke, hinhalten und Ermächtigung
ngichsuchen, die Sache an einen andern Richter zu bringen, der
ihr Freund ist. Daraufhin bitte ich Ew. Eminenz in Rücksicht
auf meine Dienste und auf die Wichtigkeit der Frage, dem Mon-
signor Guidiccione Anweisung zu geben, dass er nichts mir Nach-
theiliges durchlässt, sondern auf die Gerechtigkeit und Oonlpe-
tenz des Legaten vertraut, damit die Bruderschaft nicht in Stand
gesetzt wird, mich zu narren und Weiterungen gegen Recht und
Billigkeit zu bewirken. Die Sache ist stadtbekannt in Venedig:
Alle Welt weiss, dass die Bruderschaft mir für meine Werke von
langer Hand her Geld schuldet.
Venedig, 11. Deeember 1544.
Euer Eminenz Diener
TiZiaIL a:
Tizian muss in höheren Jahren entweder selbst proeess-släichtig
gewesen sein oder mit unverträglichen Leuten zu thun gehabt
haben. Wir besitzen einen Erlass des Dogen vom '20. August 1542,
53 vgl. Vasari XIII. 34 und Ridolfi I. 227. Soannelli, Microoosmo
stellt Tizian hier über Michelangelo.
57 Der Legat war Giovanni della Casa, Tizian's Freund.
"s Abgedruckt in Ronchinfs Relazioni a.a. O. S. 6, Annlerkung.
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