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TlZlAN'S
HEIMWESEN.
CAP.
XIII.
dann erscheint er im Schloss Windsor in Gesellschaft eines Se-
nators, der Aretin getauft worden ist. Wenn es natürlich er-
scheint, dass man bei Bezeichnung des zweiten Mannes dieser
Gruppen bekannte Namen aus der Reihe der Freunde des Mei-
sters herausgriif und jener sogenannte Zuccato bis auf Weiteres
wohl gelten mag, so ist die Willkür hier unentschuldbar, denn
der Mann dort stimmt überein mit dem "Senator" Tizian's in der
London, Sammlung des Lord Elcho, einer trefflich gezeichneten Figur von
51321113318; würdevollem Aussehen in schwarz-weiss gemischtem Haar und
Bart, dessen Auge geistvoll aus den sonst trockenen Zügen her-
vorleuchtet. Mit Aretin, den das wohlerworbene Fett zu keiner
Zeit verliess, hat die wundervoll charakterisierte energische Er-
scheinung nichts gemein. 53
Ein interessantes Bildniss Tiziaifs, welches sich im 17. Jahr-
hundert in der Sammlung Renier befand, ist der Forschung bis-
lang gänzlich aus den Augen gekommen. Es zeigte ihn mit der
einen Hand in einem Skizzenbuch arbeitend, in der andern den
Stift haltend, während im Hintergrund die mediceische Venus auf-
gestellt war. Die Beschreibung deckt sich mit dem Kupfersticli
des Giovanni Bello, zu Welchem Aretin im Jahre 1550 ein Sonett
stemmt und hält ein Blatt Papier, Zuecato spricht zu ihm "von rechts her. Nach
dem dünnen Farbenkörper und der hastigen Pinselführung zu schlicssen, kann man
Tintoretto oder einen Maler seiner Gefolgschaft vermuthen; keinesfalls haben die
Schwächen des Vortrags, die Vernachlässigung der Form und die Undurchsichtigkeit
der Farben etwas mit Tizian zu thun.
53 Das Doppelbild in Windsor, wovon eine Wiederholung sich in Oobham
Hall befindet, ist nachweislich in den Sammlungen Karl's des I. und Jakolfs des I1.
gewesen (in Bathoe's Katalog unter N o. 11). Tizian, wie gewöhnlich, in der Schanbe,
nach rechts gewandt, steht auf der linken Seite neben einem Manne, der ihm ein
Blatt Papier zeigt; letzterer (den man für den Kanzler Francesehi halt) bärtig,
baarhäuptig und in Roth gekleidet, trägt die Stola der venezianischen Senatoren.
Beide lebensgross und bis zur Hüfte sichtbar, entsprechen der Beschreibung, welche
Ridolü 1. S, 261 von den Figuren eines Bildes der damaligen Sammlung des Do-
menico Ruzzini in Venedig gibt und werden von ihm als "Tizian und Franceseu
del Mosaico (Zuceatof bezeichnet. Die Behandlungsweise dieses Bildes jedoch deutet
auf einen Künstler des XVII. Jahrhunderts und erinnert an den Stil des Odoardo
Fiß-letti. Auch das andere Exemplar in Cobham Hall gehört dieser Zeit an.
Das Porträt im Besitze des Lord Elcho, lebensgrosses Brustbild in rothem Wams
mit Stola, hat Reste einer Inschrift, welche jedoch infolge von Verputznng unlesbar
geworden ist.