E
HEIINMESEN.
TIZIANÜS
CAP.
XIII.
besonnener zu Werke gegangen und hat das Antlitz selber mit
grosser Sorgfalt zurecht gerückt, (lurchmodelliert und in braun-
rother Grundfarbung abgetöntf"
Unzweifelhaft nun liegt dieses vortreffliche Bild, das leider
schwer gelitten hat, dem Exemplar der Uffizien zu Grunde, gleich-
viel, von wem dasselbe gemalt ist. Die Hauptzüge stimmen mit
Ausnahme der Hände überein; der auffälligste Unterschied des
florentinischen und des berliner Bildes liegt in dem hohen Grade
der Durchführung des ersteren. Das schwarze Mützchen ist hier
(lurch ein tiefblaues ersetzt, welches das Gesicht etwas freund-
licher lässt, die Ritterkette mit dem Doppeladler daran ganz fertig
gemacht, die linke Hand, welche die Pallette hält, schöngeformt
und in gutes Relief gesetzt, der Anzug vollständig. Dabei aber
sind die Theile des Bildes durch Alter und Uebermalungen der-
maassen beeinträchtigt, dass es fraglich bleibt, ob wir die Hand
'J7izian's oder die des Marco Vecelli vor uns habenßo
Als Tizian geraume Zeit später, etwa 1562, sein zweites
Selbstbildniss malte wie Vasari sagt hatte das Alter schon
seine Arbeit gethan; doch zeigt uns das edle Bild des Madrider
Museums noch immer eine verhältnissmässig elastische und gerade
Gestalt von ungebrochen vornehmer Haltung. Haar und Bart be-
schämen nun schon das Weiss des Halskragens, aber die Habicht-
augen, die tief aus eingesunkenen, v0n1 Silberstreif der Brauen
überdachten Höhlen glänzen, zeugen noch von der Kraft des
Greises; die schwarze Mütze hebt das Haar an den Schlafen und
49 Berlin, MuseuniNo. 163, Leinwand, Halbfigur auf braunem gemischten
Grunde. Das Bild befand sich in sehr ilblem Zustande bis es im April 1874 dem
Pettenkofefsehen Regenerationswrerfahren unterworfen "wurde. Seitdem ist es sehr
klar geworden, doch erkennt man nun auch die Stellen, wo es Abputzuug erfahren
hat. Infolge des Verlustes der Lasuren letzter Hand ist am rechten Ohr eine Selbst-
beriehtigung' hervorgetreten und das Fleisch nmcht eintönigeren" Gesammteindruck
als man bei einem untadeligen tizianischen Bilde erwartet. Aus einer Stelle in
A. ltlaierüs Schrift "Imitazione pittoricn", Venedig 1818 S. 333 entnehmen wir,
dass es sich ehemals in Cicognaraafs Besitz befand.
50 Florenz, Uffizicn N0. 384, Leinwand, Hüftbild. Starke Spuren von Ab-
putzung finden wir mehrfach, besonders an der Stirn, wo auch beträchtliche Nach-
lwiilfen zum Vorschein kommen. Schaubc und Aermel rechts zeigen grosse Stücke
irischer Farbe und die ganze Bildfläche ist durch moderne lllisshandlungg stumpf
geworden. Gestochen ist das Bild von Agostino Carracei.