CAP.
XIII.
SELBSTBILDNISSE.
das Berliner, verrath ausserorclentlicli geschickte Behandlung. ßßrlim
Hier hat Tizian seine Gestalt unzweifelhaft mit eigenen Händen Mmunm
hingeschrieben. Er trägt ein dicht mit Knöpfen besetztes misch-
farbenes Wams, lackroth im Schatten und röthlichweiss im Licht;
über die Schultern fallt die weite dunkelbraune Tuchschaube
mit braunem Bisamkragen, aus" welcher die silberigen Damast-
ärmel Breiter weisser Hemdkragen und schwarzes
Kappohen umschliessen das ernst sinnende Gesicht, Welches in
graulichen Voll- und Schnurrbart verläuft. Wie das Antlitz so
sind die Hände trotz aller Skizzenhaftigkeit ausdrucksvoll belebt;
die eine ruht mit ausgestreckten Fingern spielend auf der ver-
schossenen grünen Tischdecke, die andere auf dem Knie. Der
Kopf, (lreiviertel nach rechts, zeigt untadelige Verhältnisse, hohe
Stirn, kühn vertretende Brauen, fein geschnittene Nase, die kräftig
aus breiter Wurzel entspringt, und wunderbar regelmässig gestellte,
klar in die Ferne blickende Augen. Um den Hals läuft in zwei
Strähnen die Kette, welche den ritterlichen Rang andeutet. Auf-
fällig ist der Unterschied zwischen der Behandlung des Kopfes
und der übrigen Theile. Während dieser die feinste Durch-
bildung hat, sind die Hände nur in Umbra angelegt, die Aermel
in silbergrauem Ton flott hingesetzt. Die innere Wahrheit der
Charakteristik, die hier der Maler von sich selber gibt, springt
in die Augen. Blick und Haltung offenbaren die feurige Energie
und den Geistesschwung, der auch dem Michelangelo eignete, und
wenn wir uns diesen vorstellen, wie er die Splitter kräftig aus
dem Marmor schlug, so hat hier Tizian sein Abbild mit geist-
reicher Leichtigkeit hingestellt in einer Vortragsweise, die ihm
gerade passte: gewischte Töne, fleckig aufgesetzte Farbe, da-
zwischen andeutender Umriss, wendet er abwechselnd an und
arbeitet die Formen in lichterer und dunklerer Abstufung rothen
und schwarzen Tones auf neutral untermalter Fläche aus, Augen,
Knöchel und Fingernägel mit demantartigen scharfen Lichttupfen
markierend. Nach diesem improvisatorischen Anfang ist er dann
bestrebungen am bayrischen
schichte Band VIII. S. 43).
Crowe, Tizian II.
Hofe
Eitelbergefs Quellensohriften
Zllf
Kunstge-