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HEIMWESEN.
TlZlAN'S
OAP.
XIII.
1733 entwendet und auf unerklärliche Weise für den „Herzog
von Florenz" erworben worden ist. Achtbare Leute aus Cadore,
welche nach Florenz gekommen waren, erklärten das in der Ga-
lerie der Uffizien befindliche Exemplar für jenes Vecellfsche Erb-
stück, und diesem Zeugnisse ist späterhin ohne Anstand Glauben
geschenkt wordenfö Der wahre Sachverhalt scheint aber fol-
gender: Es gab verschiedene solcher unter einander Wenig ab-
weichender Tizian-Portrats, welche auf dem Wege des Kunst-
handels aus Italien verschwanden. Eins davon war im Besitze
des Rubens '16, ein anderes wechselte mehrere nicht nachweisliche
Eigenthümer bis es in die Sammlung Solly gelangte, mit der es
in's Berliner Museum übergegangen ist. Was die Nachricht an-
geht, wonach jenes gestohlene Porträt im _Jahre 1733 nach Flo-
renz verkauft worden wäre, so wollen wir dieselbe nicht an-
fechten, dürfen jedoch annehmen, dass (lasselbe vielleicht um
seiner bedenklichen Herkunft willen niemals in Florenz ausge-
stellt worden ist, umso weniger, weil das Porträt der Ufiizien
im Jahre 1677 in Antwerpen angekauft und kurz darauf öffentlich
zur Schau gestellt worden war. "
Wien, Das früheste Bildniss, dasjenige Wenigstens, Welches Tizian
Bemdem in der stabilen Tracht mit Pelzschaube und Käppchen anschei-
nend am jugendlichsten darstellt, ist das im Belvedere zu Wien.
Es hat aber so weitgehende Uebermalungen erfahren, dass es die
Hand des Meisters verlaugnetis; das nächste der Altersstufe nach,
45 vgl. den Briefwechsel aus dem Jahre 1733 bei Ticozzi, Vecelli S. 303 bis
307 mit den Anmerkungen bei Vasari XIII. 34.
45 Im Inventar von Rubens' Na-ehlasse (1640) finden wir: „the picture of
Titian himselfe made by himselfe." (Sainsburfs Papers S. 236.)
47 s. den Briefwechsel zwischen dem Grossherzog Oosinio dem III. und Franz
Schilder-s vom Februar 1676 bis September 1677 in Gualandfs Nuova Raccolta di
Lettere, Bologna l844j4ä, vol. II. S. 306-316.
49 Wien, Belvedere, I. Stock, II. Saal italienischer Schulen No. 48 (Holz,
Brnsthild), das Gesicht nach rechts gewendet; die Fleischpartien sind durchweg
ubermalt. Das einzige Stuck, woran noch Tizian's Hand kenntlich erscheint, ist
der Hemdkragen, doch kann diese Einzelheit nicht für das Uebrige beweiskräftig
aufkommen. Eine Gopie dieses Exemplars von Teniers befindet sich in Blenheim,
ein Stich von Vorsterman in Teniers' Kupferwerke, ein Zweiter in E395 Galerie
de Vicnne. Möglich, dass wir in dem Bilde das Selbstporträt Tizian's haben, welches
dem Antiquar Strada in Venedig im Jahre 1567 gehörte (s. Stockbauer: Kunst-