91m XIIL VASARI IN VENEDIG 1542. 421
aber. Bei Besichtigung des Gemäldes erklärten die Besteller kurz
und gut, es nicht abnehmen zu wollen. Die Folge war ein lang
andauernder Streit, der immer grösser wurde, bis sich endlich,
Wie wir noch sehen werden, die Fai'nese's in's Mittel legten.
Beim Herannahen des Carnevals 1542 bereitete die flotte Ge-
nossenschaft der Oalza auf Anstiften Aretin's eine grosse Festlich-
keit vor, welche mit Aufführung der neuesten Komödie des Dich-
ters der „'I'alanta" schliessen sollte. Es ist bezeichnend für die
immer einseitiger auf das Staffeleibild und die intimen Gegen-
stände gerichtete Praxis der damaligen Venezianer, dass bei Her-
stellung des erforderlichen Bühnen-Apparates keine einheimischen
Kräfte zur Verwendung kamen, sondern dass die Calza den Aretin
ermächtigte, die geeigneten Leute aus Toskana zu holen. Nichts
lag diesem naher, als einen seiner Landsleute herbeizuziehen, und
so kam es, dass der Aretiner Vasari zum ersten Mal die Lagunen
sah. Er arbeitete tüchtig mit mehreren Gesellen, die er sich
mitbrachte, und hat die ganze Herrlichkeit jener weitschichtigen
allegorischen Decorationen in geziemender Breite beschrieben. In-
folge dieser Arbeit malte er noch im Auftrag des Giovanni Cor-
naro eine Saaldecke und schien nicht übel Lust zu haben, sich
für einige Zeit in Venedig niederzulassen, was ihm jedoch von
seinem Genossen Cristofano Gherardi standhaft ausgeredet wurde,
„denn hier habe man ja kein Verständniss für die Zeichnung;
für die hohe Kunst sei blos in Rom Bodenß" Aretin sorgte
übrigens dafür, dass der Name des Künstlers dem Publikum be-
kannt wurde, indem er in seiner Komödie der Hauptfigur eine
Phrase in den Mund legte, welche die gcsammte Gevatterschaft
in einem Athem traf: „Mir ist mitgetheilt, bin davon unterrichtet
und habe es geschrieben gelesen" so lässt er seinen Messei-
Vergolo sagen "dass Giorgio von Arezzo, ein Mann von kaum
35 Jahren, einen Bühnenschmuok und einen Apparat gemalt hat,
welcher von so bedeutenden Meistern wie Tizian und Sansovino
höchlich bewundert wird. "t 40
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39 Vasari I. 20, XI. 9-12 und XIII. 3-1. Der Palast des Giovanni Cornaro
S. Benedetto ist jetzt Oorner-Spinelli am grossen Kanal.
4" La Talanta, Comedia di M. P. Aretiuo composta a petizione de' magnißci
bei