CAP.
XXI. UNECHTE BILDER: ENGLAND.
E
liches Porträt, volle Vorderansicht, im Hut, die eine Hand mit
Perlen spielend (Leinwand); venezianisches Bild von dünnem Farben-
auftrag; nicht von Tizian.
London, Sanzmlzeng Labouchäre: Heilige Familie; Maria mit
dem Kinde in landschaftlicher Umgebung, Joseph mit dem Esel und
Antonius Abbas lesend zur Linken; vorn rechts der kleine Johannes
mit dem Lamm und dem Rohrkreuz daherlaufend, hinter einer
Bank guckt ein Knabe hervor; im Hintergrund noch zahlreiche Neben-
figuren (Leinwand, Figuren ungefähr halblebensgross). Das Bild ist
angenehm und reich im Ton, aber nicht von 'l'izian, sondern von
Paris Bordone. (Es befand sich ehemals in Stratton, s. Waagen,
Treasures II. 419.)
London, weil. Sammlung Malmesbury: „Alf0nso von Ferrara
und Laura Dianti" (Leinwand, Halbfiguren, h. 2 F. 11 Z., br.
2 F. 5 Ein bartiger Mann in Seitensieht, in blauer Kleidung
mit Federhut, blickt zu einem goldblonden Mädchen auf, welches mit
entblösstem Hals und Busen und mit turbanartigem Kopftuch bedeckt
die eine Hand auf seine Schulter legt, während er , die Rechte auf
der Brust, einen Ring an ihren Finger steckt (Leinwand; ehemals in
der Sammlung Fesch und angeblich im Jahre 1796 durch Bonaparte
aus Venedig mitgebracht). Das Bild ist vermuthlich von Pietro
della Veeehia, dem geschickten Nachahmer Giorgones, unter
dessen Namen es 1876 in London für 367 Pfd. Sterl. 10 Sh. ver-
kauft wurde. Den Herzog Alfonso stellt übrigens die Hauptfigur nicht
dar. "Lucretia", Copie eines Bolognesen nach dem sogenannten
Tizian der Galerie zu Hampton Court (s. in London 1876 für
47 Pfd. Sterl. 5 Sh. versteigert.
London, National-Galerie N0. 3: Ein Concert, fünf Halbiig.
(Leinwand, 3 F. 2 Z. zu 4 F. 1 Ehemals in den Sammlungen
zu Mantua und Whitehall sowie im Besitz des Mr. Angerstein; fast
übereinstimmend mit einem Bilde der Galerie zu Braunschweig, Weit
unter Tizian's Vermögen, am ehesten an A. Sehiavone und Ze-
lotti erinnernd, gestochen von H. Danekertz, J. Groensfeld und
J. Garner (vgl. Bathoe's Katalog und d'Arc0, Pitt. di Mant. II. 160).
Ab. 32.- Raub des Ganymed durch den Adler (Leinwand,
aehteekig, Durchmesser 5 F. 8 möglicher Weise nach Tiziaifs
Zeichnung ausgeführt, aber vermuthlich von Damiano Mazza gemalt
(vgl. Ridolii I. 290). In früherer Zeit befand es sich, wie es scheint,
in der Sammlung des Franceseo Assoniea, später im Palast Co-
lonna in Rom; im Jahre 1800 brachte es Mr. Day nach England; es
ging darauf in den Besitz des Mr. Angerstein über und wurde 1824
Staatseigenthum. Restauriert wurde es wiederholt, u. a. von Carlo
Maratta (vgl. den Katalog der National-Gallery). Gestochen ist es
von G. Audran und D. Cunego.