722 UNECHTE BILDER: FRANKREICH. ENGLAND. CAP. XXI.
(Leinwand, Halbfig. h. 0,99 M. zu br. 0,82 Ein Edelmann in
langem Bart und Kopfbedeckung, den linken Ellenbogen an eine
Säule gelehnt, die Rechte am Schwertgefäss. Grossartig aufgefasstes
Bild, aber mehr im Stile P0rdenone's als Tizian"s. N0. 475:
Ein Malteserritter in rothem Bart (Leinwand, Brustbild, lebensgr.
h. 0,60 M. zu br. 0,51 Er steht 314 nach links und trägt Schaube
mit weissem schwarzgetieckten Pelzkragen. Die Behandlung ist nicht
die Tizianßx, die rauhen Töne und die Dünnheit der Farbensubstaxiz
erinnern an Calisto da Lodi oder einen ähnlichen Nachahmer der
Vollblut-Venezianer.
Rauen, Museum No. 357.- Bildniss eines Mannes nach
links; in eckig ausgeschnittenen: Wamms mit Idaltenhemd und schwar-
zer Kappe (Leinwand, h. 0,47 M. br. 0,35 Schadhaft und auf-
gefrischt; vermnthlich Oopie eines älteren Bildes, 0b es aber mit
Tizian zu thun hat, ist kaum zu entscheiden. Dieselbe Samm-
lung besitzt eine alte aber unbedeutende Copie des "Christus mit dem
Zinsgroschen" in Dresden.
England.
Almvick, Sammlung Northumberland: Bildniss eines Admirals in
Federhut und Harnisch, 3j4 nach links (Leinwand, lebensgr. Kniestück),
die Linke am fein ciselierten Dolch, die Rechte auf dem neben ihm
stehenden Helm. Ehemals in der Sammlung Barberini, dann Camuc-
cini in Rom; dem Moronc ähnlicher als dem Tizian. "Bildniss
eines Gliedes der Familie Barbarigo" Die Behandlung
zu leer und dünn für Tizian, erinnert eher an Morto da Feltre oder
Pellegrino da S. Daniele.
Blcnlzeim: Der heilige Sebastian, lebensgross, Vorderan-
sicht, die rechte "Hand über dem Kopfe, mit Hüfttuch umwunden,
Hintergrund Landschaft; durch Uebermalung verdorben, aber ursprüng-
lich ein schönes Bild, wenn auch ohne die Männlichkeit und Energie
Tizian"s. Der heilige Nikolaus und die heilige Katha-
rina (Leinwand, lebensgiz). Beide Figuren aus Tizian's Madonna
di S. Niccolo de" Frari (jetzt im Vatikan s. oben) copiert, Gegen-
seite; vermuthlich von einem Deutschen gemalt, in der Art des Chri-
stoph Schwarz.
Bozvood: Maria sitzend mit demKinde, welches aufihrem
Schoosse steht; sie gibt ihm eine Frucht, der Knabe Johannes steht
links mit dem Spruchbande „Ecce Agnus Dei", die Gruppe ist von
einem Kranze aus Strahlen und Gherubköpfen umgeben. Replik
eines Bildes der Uffizien in Florenz (N0. 590), mit dem Unterschiede,
dass dort Johannes den Fuss Christi hält und Maria keine Frucht
darreicht. Beide Bilder zeigen den Stil des Marco Vecelli. Das
Exemplar in Bowood entspricht der Beschreibung einer solchen Com-
position bei Ridolfi I. 262, der sie s. Z. in der Sammlung Vidmann in
Venedig kannte (vgl. Sansovino, Ven. descr. 376i.