718 UNECHTE BILDER: ÖSTREICH. GAR XXL
Prag, Kunstverein, No. 37: "Bildniss der Herzogin Anna
Caterina Gonzaga als kleines Mädchen (Leinwand, lebensgross):
sie steht in weissem Kleid am Tische und legt die Hand darauf, in
welcher sie eine Rose hält; dabei auf dem Tische ein Hündchen, oben
rechts ein Vorhang. Das Bild trägt den Namen der Prinzessin mit
der Zuthat ANN. IX MENS . . . MDLXXV CAL. MAI., ist aber
weder an sich von Werth, noch ist es von Tizian. N0. 51: Bild-
niss eines Mannes in schwarzseidener Kleidung und Mütze am
Tisch mit dem Notenbuch in der Hand; stark übermalt, aber in der
Manier des Paris Bordone.
Sluttgart, Galerie, N0. 10: Maria mit Kind und Hiero-
nymus, welcher knieend dasselbe verehrt, hinter ihm der schlum-
mernde Löwe, in der Ferne Landschaft; links die heilige Rosalie,
welche Blumen aus dem neben ihr stehenden Körbchen nimmt (Lein-
wand, h. 4 F. 7 Z., br. G F. 7 Das Bild ist Wiederholung des-
jenigen im Museum zu Glasgow No. 159, welches dort als Copie
nach Tizian bezeichnet ist; es ist durch Uebermalungen arg beschä-
digt, zeigt aber- noch Reminiseenzen an Palma Vecchio und Tizian.
1l"0.94: Verlobung der heiligen Katharina, Leinwand,
sehr schadhaft, von einem Nachfolger des A. Schiavone und Boni-
fazio. -N0. 162: Maria dem Kinde Blumen reichend, über-
malte Copie oder Nachahmung irgend eines Tizianischen Bildes.
No. 148: Derselbe Gegenstand, etwas anders behandelt und ebenfalls
unecht. N0. 187: Hirten mit Heerde bei Abend in Land-
schaft; ein Bild, welches mit Tizian's Kunst in keinem Sinne etwas
zu thun hat. No. 205: Brustbild eines jungen Mannes;
unecht.
Wen, Akademie der Künste No. 333: "Geflügelter Amor"
in einer Landschaft sitzend, den Bogen in der Hand, den Köcher über
die Schulter geschlungen (Leinwand). Ein dralles Kind; flott vorge-
tragen, aber die gesammte Fläche hat durch Waschen und Uebermalen
gelitten, sodass die Echtheit fraglich bleibt.
Wien, Bclvedere, I. St. H. San], Venez. N0. 60: Christus
und die Ehebrecherin: Der Heiland links im Begriff hinweg-
zugehen, wendet sich und hört die Klage an, die ein bartiger Mann
gegen das schamvoll zur Erde blickende junge Weib erhebt, welches
er am Arme herbeiführt. Dicht neben Christus ein graubärtigel:
Schriftgelehrter mit der Rolle des Gesetzes in der Hand. Christus
hat langes dunkles Haar und kurzgeschnittenen Bart, bleiche Haut-
farbe, aber volle und derbe Züge, seine Tunika ist roth gewesen,
aber bis auf die graue Untermalung abgewaschen und die rechte
Hand, welche auf der Brust liegt, durch kalkige Uebermalung fast
verwischt; der Ankläger, welcher das Weib am Arme fasst und den
Heiland fragend anbliokt, trägt graue Mütze, doch sieht man unter-
halb Spuren von Roth und Pinselziige, die das Ohr andeuten, sein
Gewand ist bräunlichroth. Auf der andern Seite rechts halt ein