Mel in Cadore, Kirche: Ehemals befand sich auf dem Haupt-
altar ein Lcinwandbild mit Rundabschluss, enthaltend die lebensgrossen
Figuren der Heiligen Andreas, Paulus und Sebastian auf einem Sockel
mit sechseckigen Tafeln, welche die Geburt Christi, die Samariterin
vor Christus und die Auferstehung darstellten, von einander getrennt
durch je ein Bildchen mit einem Engelskopf. Jetzt hängt das Mittel-
bild im Chor, eine Copie davon in der Sakristei, wo sich auch die
Hälfte des Bildes der Samariterin am Brunnen und der Auferstehung
(diese zu Einem Ganzen verbunden) sowie die Geburt Christi und die
Engel linden. Der Ortsüberlieferung nach rührt das Altarstück im
Chor von Tizian her, was jedoch nicht zutrifft; es ist keck gemalt,
unrichtig gezeichnet und unharmonisch gefärbt; die weisshauptige
Mitteliignr des heil. Andreas erinnert sehr an Andrea Schiavone, der
Sebastian mehr an die Schule des Paris Bordone. Besser sind die
kleinen Tafeln in der Sakristei. Die Manier ist die der tizianesken Maler
aus der Schule von Belluno und besonders die des Niccolo de" Stefani
di Belluno (vgl. Ticozzi, Vecelli S. 96 und Beltrame's Titian S. 33).
Neapel, Galerie, Venet. Sch. N0. 11: Bildniss einer Dame von
etwa 20 Jahren nach links gewendet, ohne Kopfbedeckung in weissem
Musselin mit grünsammtenem Spenser und Aermeln mit weissem Aus-
putz auf braunem Grund (Leinwand, Halbfig). Durch Uebermalung
und Firniss dermaassen entstellt, dass man Tizian's Hand höchstens
vermuthen kann. Die Physiognomie erinnert entfernt an die Danae
in Neapel. Auf der Rückseite der Leinwand ist die Farnesische Lilie.
Ebenda 'N0. 21: Dame in Schwarz mit Schleier, 3,4 nach links, in
der Rechten das Taschentuch, in der Linken einen gelben Handschuh,
hinten links ein Flachrelief, darstellend das Urtheil des Paris. (Halbfig)
Die Behandlung ist sorgfältig, aber die Hand Tizian's ist kaum zu
erkennen. N0. 43: Madonna mit Kind, zur Linken Magdalena mit
dem Salbgefass (Leinwand, Halbfigur). Oopie eines dem Meister zu-
geschriebenen Bildes der Ermitage in Petersburg N0. 96, welches
ebenfalls Copie, aber besser ist als dieses. Wir haben hier ohne
Zweifel das Bild des Farnesischen Inventars vom Jahre 1680 (s. Cam-
pori, Racc. S. 224). N0. 57: Bildniss eines jungen Prinzen in
rothem Kostüm mit Goldstickerei, nach links gewandt, die rechte
Hand auf der Brust, die linke am Schwertgefäss; auf dem Tische
eine Krone und der Orden vom goldnen Vliess (Leinwand 0,80 zu 0,60).
Das Bild ist dermaassen überschmiert, dass es kein Urtheil gestattet;
auf der Rückseite die Farnesische Lilie.
Neapel, S. Teresa (Deposito): Die Alloeution, Copie des für
den Mareliese del Vasto gemalten Bildes (s. eben S. 308); nicht von
Tizian, aber interessant um deswillen, weil es beweist, dass das Bild-
niss in der Galerie zu Kassel, welches als das des Marchese del Vasto
gilt, diesen nicht darstellen kann (s. unter Kassel). Ausser diesem
befindet sich hier übrigens noch ein Bild von gleichem Gegenstande,
worauf jedoch der Feldherr ein andrer ist.