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ECHTE BILDER:
ITALIEN.
M
XXI.
stüek, lebensgross). Der schön behandelte Kopf zeigt die Züge eines
Asceten in bereits grauem Haar mit Tonsur und ist in kräftigem
Farbenkörper ohne viel Lasur und in warmbraunem Gesammtton ge-
malt. Worauf die Benennung Panvinus beruht, ist schwer zu sagen.
Wir haben hier eine schöne Naturstudie Tizian's aus seiner besten
Zeit. In der gleichzeitigen Literatur wird unseres Wissens kein Mönchs-
porträt von Tizian erwähnt, doch gibt es einen Brief vom Juli 1549,
worin Aretin dem ehrwürdigen Vater Feliciano von Chioggia Tizian's
Verehrung ausspricht und dessen Verlangen ihn, zu sehen, um sein
Bildniss zu malen und ihn in S. Marco auf Veranlassung des Dogen
predigen zu hören (s. Lett. di M. P. Aretino V. 124). Wer dieser
Pater Felicianus gewesen sein mag und 0b es vielleicht Bernardino
Felieiano war, der unter dem Dogat Francesco Donatds als ölfentlichei-
Professor und Redner in Venedig genannt wird, können wir nicht
feststellen.
Rom, Galerie Duria, I. Saa!jl'0.14: Bildniss eines Mannes,
die Rechte auf den grünbedeekten Tisch gestemmt, auf welchem ein
Juwel liegt, in der Linken ein Taschentuch, der fein aufsitzende Kopf
H nach links gewandt, Haar und Bart grau, Anzug schwarze Seide.
(Leinwand, Halbfigur in Lebensgrösse.) Oben auf dem braunen Hinter-
grund steht "MAR. POLVS. VENß, doch sind die Buchstaben neu
und das Bild rundum angestückt. Trotz vieler Uebermalung ist es
ursprünglich unverkennbar ein vorzügliches Werk des Meisters ge-
wesen.
Rom, Galerie Doria, II. Galerie N0. 52: "Bildniss des Janse-
nius "z ein Mann im Armstuhl nach links gewandt, aber den Beschauei-
anbliekend (Leinwand, lebensgross, bis zu den Knöeheln). Er trägt
dunkelgraue dreieckige Kappe und schwarzseidene Pelzschaube, die
linke Hand auf der Armlehne, die rechte auf dem auf seinem Knie
liegenden Buch, den Ellenbogen auf einen mit persischem Teppich
bedeckten Tisch gelehnt; hinter ihm ein tiefrother Vorhang. Das
Gesicht ist lang und knöehern, die Hautfarbe trotz der schon ins
Graue stechenden Haare noch tief bräunlich. Das Bild ist an vielen
Stellen, besonders an Händen und Bart, neu aufgefarbt. Welch ein
Jansenius hier gemeint sei, wissen wir nicht; das Gemälde gehört ohne
Zweifel Tizian an.
Rom, Galerie Sciarra-Colonna, I. Saal: Maria in grün ver-
hangenem Zimmer sitzend beugt sich über das in ihrem Schoosse
liegende Kind und liebkost es; auf einem Schemel links mit 9014511011-
staben bezeichnet "TITIANUS" (Leinwand h. 1 F. 9 Ein reizendes
kleines Bild des Meisters, besonders lieblich die rechte Hand blau-in's,
welche den Rücken des Kindes stützt und in feinem perligen Tone
von dem weissen Linnen abstieht.
Venedig, Akademie: Hier befinden sich im Privat-Saal 19 Tafeln
mit Oherubköpfen und den Symbolen der Evangelisten von Tizian.