(In. XX. DER "ZINSGROSCHEN" FÜR KÖNIG PHILIPP. 671
es demüthig Ew. Majestät vorstellen zu lassen. Um aber in dieser
Angelegenheit mich freier bewegen zu können und um der fort-
gesetzten Mühen und Kosten überhoben zu sein, welche mir aus
dem lieben Kornprivilegium im Königreich Neapel erwachsen,
das mir Jahr aus Jahr ein nicht das Geringste eingetragen hat,
bitte ich Ew. Majestät unterthänigst, dass besagter Befehl unver-
züglich ausgefertigt werde, sodass ich frei von den Abzügen und
Belastungen jener Kammer bin, und ich bitte dies als Entgelt
für die fortgesetzten Interessenschädigungen, die icli bei diesem
Geschäfte erlitten habe und in Anbetracht meiner alten Ergeben-
heit und meiner Dienste. Solch eine Gnade, welche der unend-
lichen Güte und Freigebigkeit Ew. katholischen Majestät zu ge-
währen leicht fallt, wird dem grossen Mangel, in dem ich mich
gegenwärtig befinde, bedeutend abhelfen und sie wird dazu bei-
tragen, der Seele meines gealterten Leibes neues Leben zu ver-
leihen, welcher dem Dienste Ew. Majestät so ganz und gar
geweiht ist. Und so mich empfehlend u. s. w. bin ich
Venedig, den 26. Oktober 1568.
Ew. katholischen Majestät ergebenster
und unterthanigster Diener
Tiziano Vecellioßm
Wenn der „Zinsgrosehen", dessen Tizian hier erwähnt, das
Bild ist, welches Marschall Soult aus Spanien rnitbraehte und
das sich jetzt in der Londoner National-Galerie befindet, so trägt
es zwar des Meisters Namen, zeigt aber eine so rohe und unbe-
friedigende Behandlung, dass man es darnach kaum dem Palme
Giovine in seiner unvortheilhaiftesten Zeit zuschreiben möchte. Auch
London,
National-
Galerie.
ist kaum anzunehmen, dass Tiuzian ein solches Stück Arbeit als sein
eigenes an den König geschickt haben würde, wenn er von Ge-
schmack und Urtheil dieses Monarchen nicht ganz gering dachte."
33 s. den Wortlaut im Anhang N0. OXXIII.
34 London, National-Galerie N0. 224, Leinwand h. 4 F., br. 3 F. Z.,
bezeichnet neben dem Kopfe Christi: „TIT1ANO F." Christus wendet sich nach
links und deutet mit der rechten Hand aufwärts nach dem Pharisäer mit der Münze;
hinter diesem ein Mann mit Augcnglüsern; den Hintergrund bildet rechts Mauer,
links Himmel. Der Fleischton hat ziegelig-rothen Stich, ist schmierig und uneben
behandelt, die Figuren sind durchweg Tizimfs nicht würdig. Das Bild wurde