Volltext: Tizian (Bd. 2)

LETZTE WERKE. 
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und heiter. Zum Andenken an Herkules, den Gründer Brescia's, 
wollte man eine Löwenhaut um ihre Schulter geworfen sehen und 
eine Keule zu ihren Füssen. lilinervzfs goldbraunes Haar sollte 
in der Luft flattern, ihre Augen blau sein; der Helm auf ihrem 
Haupte, mit einer Sphinx geschmückt, ein Oelzweig in der Hand 
und neben ihr die Eule sowie ein krystallenes Schild sollten die 
Toilette vervollständigen. Für die Najaden, welche mit Urnen 
auf dem Rasen sitzend gedacht waren, hatte man Kränze von 
Schilf und Wasserlilien gewählt. Gegenstand des zweiten Bildes 
war: Die Cyklopen als Schwertfeger bei der Schmiede des 
Vulkan, aus welcher Flammen lodern sollten; Vulkan war mit 
zur Anschauung zu bringen und im Vordergrunde ein briillender 
Löwe. Im Gegensatz dazu hatte man für das dritte Bild Ceres, 
Bacchus und zwei Flussgötter gewählt. 
Als sich die Ablieferung der Bilder hinauszog, besannen sich 
die Brescianer, dass sie Wohl durch ihren Freund den Prokurator 
Girolamo Grimani in Venedig einen Druck auf den Meister aus- 
üben könnten. Grimani erfüllte ihren Wunsch auch, aber Tizian 
hatte wahrscheinlich wegen der Vorausbezahlung Klagen vorzu- 
bringen, denn als er im Juni 1568 an die Deputierten schrieb und 
die Vollendung der Bilder anzeigte, verlangte er sofortige Be- 
friedigung. Mit diesem Resultat beruhigt gaben die Brescianer 
ohne Zweifel die nöthige Sicherheit und nachdem im Oktober 
zwei der Bilder in der Kirche S. Bartolommeo in Venedig öffent- 
lich ausgestellt gewesen waren, wurden alle drei an Oristoforo 
Rosa nach Brescia verladen. Nicht lange nachher machte sich 
Orazio auf, um die Deputierten zu besuchen und fand zu seinem 
Erstaunen bei ihnen abgünstiges Urtheil und Unzufriedenheit. 
Die Brescianer behaupteten, die Bilder Waren gar nicht von 
Tizian's Hand, die mit deren Abschätzung betrauten Sachver- 
ständigen maassen ihnen höchstens einen Werth von 1000 Dukaten 
bei; Orazio weigerte sich die ihm gebotene Zahlung zu nehmen 
und ging zornig von dannen. Anfänglich war Tizian ausser sich 
über die ihm angethane Schmach; dann wandte er sich an den 
Bischof von Brescia Domenico Bollani mit der Bitte, in der An- 
gelegenheit zu vermitteln. Dieser versuchte es auch, aber ohne
	        
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