LETZTE WERKE. OAP. XX.
Urbinü,
Stadt-
galerie.
Eins davon ist das "Abendmahl", diesmal so angeordnet,
dass die Tafel, "welche hier quadratisch ist, an einer Ecke steht
und der Heiland mit den Jüngern in Gruppen zu drei und drei
an den Seiten sitzen: hinter der Tafel Christus mit einem Brocken
in der Hand, während Judas an der Ecke ihm gegenüber das
Brod zu Munde iiihrt. Die Apostel sind mit reicher Erfindung
gezeichnet, ihr Erstaunen treffend ausgesprochen. Der Ort der
Handlung ist ein Kreuzgang; die theilweis offenen Bögen ge-
währen Aussicht auf die Landschaft, in welcher eine schlanke
Pyramide aufsteigt, wie sie Tizian öfters anbringt, um die Ein-
förmigkeit der blos waagerechten und senkrechten Linien zu unter-
brechen. Leider ist das Gemälde durch Waschen erheblich be-
Urbino.
Stadt;
galexie.
schädigt worden und da es sehr schnell und ohne wiederholten
Farbenauftrag gemalt war, ist es dermaassen nachgedunkelt, dass
einige Figuren sich dem Auge gänzlich verbergen. l
Besser erhalten und ursprünglich auch besser gezeichnet
ist die ebendcrt befindliche "Auferstehung", eine Composition,
Welche durch die Art der Verkürzungen und gewisse Be-
wegungsmotive an ein ähnliches Bild Mantegnzüs in den Uffizien
erinnert. Der Gegenstand entspricht dem grossen Bilde, welches
Tizian üir den Legaten Averoldi in Brescia ausgeführt hatte, die
Behandlung ist hier aber kühner und dramatischer: Christus
erhebt sich auf einer Wolke, ertheilt den Segen und hält das
Banner, das Bahrtuch schlingt sich um die Hüften und iiattert
im Winde, in der Landschaft erblickt man das Viereck der
Gruft mit einem Wachtsoldaten, der aufspringt und die Lanze
schwingt, Während der zur Linken stehende gen Himmel blickt
und wankend mit der Hand die Augen schützt. Die in der
Mitte des Vordergrundes liegenden beiden Schläfer sind mit voll-
endeter Kunst gezeichnet und das ganze Bild ist in Einem Gusse
hingeworfen mit der Breite und Sicherheit der Hand, die eine
Wiederaufnahme der Arbeit in den einzelnen Theilen ganz un-
nöthig
machte. 15
ä
15 Jedes der Bilder, beide auf Leinwand gemalt, misst l M. zu 0,75 M.;
„Auferstehung" ist mit Ausnahme des stark übermalten Himmels gut erhalten,
die
das