Volltext: Tizian (Bd. 2)

CAP. 
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659 
theilweis zu seinem Rechte verholfen hatte, bei dem Herzog von 
Urbino an. 
Tizian an den Herzog von Urbino. 
 „Es sind viele Tage verflossen, seit ich auf Bestellung 
Ew. Excellenz durch den Sekretär (Agatone in Venedig) das 
Bild "Unserer lieben Frau" sandte. Da ich nun bis heute keine 
Nachricht erhalten habe, 0b es befriedigend erachtet worden ist, 
so bitte ich jetzt Ew. Excellenz die Hand küssen zu dürfen und 
über diese Angelegenheit getröstet zu werden, denn da ich in 
Ungewissheit bin, lebe ich in einem Zustande des Zweifels, als 
ein Mann, dem es Vergnügen machen würde zu erfahren, dass 
seine Arbeit dankbar gewesen sei. Ich habe gehört, das Ge- 
mälde sei lange unterwegs gewesen und glaube, es wird gerathen 
sein, es eine halbe Stunde in die Sonne zu stellen, um einer etwa 
erlittenen Beschädigung entgegenzuwirken. Und so Ew. Excellenz 
die Hand küssend 
Venedig, den 3. Mai 1567.  
  verbleibe ich u. s. w. 
seinem 
Rechte 
verholfen 
hatte, 
bei 
dem 
Herzog 
VOD 
Tiziano 
Veeellio, 
Monate vergingen, der Sekretär Agatone hatte auf Tizian's 
Erkundigungen nur ausweichende Antworten und so ward seine 
Ungeduld immer grösser; im Oktober schrieb er deshalb zum 
zweiten Male. Darauf erfolgte dann ohne Zweifel die Zahlung 
durch den Agenten." Das „Madonnenbild  von dem die Rede 
war, ist möglicher Weise eins der Erbstücke, die in die Galerien 
des Grossherzogs von Toseana kamen. Es gehörte einer ganzen 
Reihe von Werken an, welche Tizian in diesen späten Lebens- 
tagen nach Pesaro und Urbino geliefert hatte. Zwei anscheinend 
in dieselbe Periode gehörige kleine Bilder, bislang in der Kirche 
S. Francesco di Paola, jetzt in der Stadt-Galerie zu Urbino, lassen 
recht deutlich hervortreten, wie leicht und doch wie kraftvoll 
zugleich der Meister im hohen Alter zu arbeiten pflegte. 
 
Italiani (Nozze Galeotti- 
Oktober 1567, bei Gaye, 
w s. den Brief in Z. Bicchierafs Lettere (Tillustri 
Cardemis di Valeggio, Le Monnier 1864, S. 11). 
14 Tizian an den Herzog von Urbino, Venedig 27. 
Cart. III. S. 249.
	        
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