(In. XX. DER ANTIQUITÄTEN
HANDEL.
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Metier, nur freilich nicht mit derselben geschäftlichen Umsicht,
betrieben die Bildhauer Alessandro Vittoria und Leone Leoni,
der Kupferstecher Enea Vico und dann und wann Tizian selbst,
dessen Name gelegentlich mit dem Verkauf von Reliquien älterer
Kunst in Verbindung gebracht wird. Von dem Reichthum an
Kunstschätzen, der um diese Zeit in Norditalien verborgen lag,
erhält man einen Begriff bei einem Blick in das von dem Ano-
nymus des Morelli verfasste Verzeichniss. In jeder Hauptstadt
Italiens gab es "Studios in Venedig in den Palästen Cornaro
und Odoni, in den Häusern der Pasqualini, Contarini, lllarcelli,
Foscarini, Zio, Venier, Loredano, Grimani; in Padua bei den
Bembo, Mantova und Cornaro. In manchen Fällen war die
grösste Vorsicht angewandt werden, um durch testamentarische
Bestimmungen den Verbleib von Erbstücken an Gemälden, An-
tiken und Medaillen bei der Familie zu sichern. So hatte u. a.
Kardinal Bembo seinem Sohne Torquato sein Museum nur unter
der Bedingung hinterlassen, dass es nie zerstreut werden dürfe.
Trotzdem veräusserte Torquato heimlich von Zeit zu Zeit eins
oder das andere der besten Stücke, sodass Strada und Stoppio
schon im Jahre 1567 viel von seinen Schätzen in Händen hatten
und er um das Jahr 1583 mit der Hinterlassenschaft seines
Vaters geräumt hattef Unter ähnlichen Umständen verkaufte
um dieselbe Zeit ein Erbe der Loredan in Venedig nach und
nach die Kunstschätze seiner Familief die Vendramin boten ihre
Galerie zum Verkauf aus; die Mantova von Padua erklärten
sich ebenfalls bereit, sich von ihren seltensten Besitzthümern
zu trennen und auch die Erben des Giulio Romano ,in Mantua
machten die Antiken, die er mit vieler Mühe und grossen Kosten
zusammengetragen, zu Geldef
Auf Tizian's Beziehung zu den Antiquaren und ihrem aben-
teuerlichen Gefolge fallt interessantes Streiflicht durch die Kor-
respondenz des Niccolo Stoppio, eines Italieners von der Klasse
5 s. den Brief des E. Basso an Niccolö Gaddi, Rom 6. Mai 1583, bei Bottari,
Raec. Vdi Iett. III. S. 291, und Stoppio an Fugger, 1. August 1567, bei Stockbauer
a. a. O. S. 55 sowie Stradafs Bericht ebenda S. 32.
6 Stockbauer a. a. 0.