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TIZIAN'S ALTERS -STlh
B
XIX.
er statt des einfachen ein doppeltes nfecit" darunter schrieb, Allen
zum Trotz, die hier die Kraft des Maehwerks bemängelten. Wahr-
scheinlich aber hat Vasari die "Annunciation" mit der „Trans-
figuration" verwechselt und auf beide bezogen, was nur von dem
einen der Bilder galt.
Vsenäir. Sanf Jago di Compostella, welcher den himmlischen Strahl
empfängt, während der Täufer in der Entfernung kniet, ist eine
lebensgrosse Figur, die sehr wohl mit derjenigen in S. Salvador-e
wetteifern könnte, hätte die Zeit und Nachbesserei die Arbeit
des Meisters nicht beinahe ausgelöscht. Die Bewegung des Geheirs,
das milde, aufwärts gerichtete Gesicht und die auf der Brust
liegende Hand drücken Empfindung ohne die Ueberschwänglich-
keit der Perugineskcn aus, und die Linien sind grossartig und
kühn, Vorzüge, welche bei jedem neuen Werke Tizian's auch
immer von Neuem imponierenßs
Rom: Hierneben nun stellt sich, wenn auch in ganz verschiede-
Biäif;:e_ ner Tonseala gehalten, das Cupido-Bild im Palast Borghese.
So deutlich der zu Grunde liegende Gedanke ausgesprochen
ist, so wenig hat man ihn verstehen Wollen. Das Bild wird
gemeinhin als „die Entwaffnung Cupidds durch die Grazien"
aufgefasst, in Wahrheit stellt es die Unterweisung des Götter-
lieblings durch Venus und die Huldinnen dar. Die Königin der
Liebe sitzt vor prachtvollem rothen Vorhang; ihr Kopf ist mit
dem Diadem gekrönt, das üppige Haar fallt in reichen Locken
in den Nacken. Ihre Arme sind nackt, ihre Tunika mit einer
Schärpe festgebunden, die kreuzweis über die Brust geht und
sich unter den Armen zusannnenwindet; der Zipfel eines blauen
Mantels schlägt über das Knie. Mit beiden Händen verbindet
Ü! Venedig, S. Lio, am letzten Altar links, Leinwand, oben rund, an der
rechten Seite und am untern Ende ist ein Stück angesetzt, im Vordergrunde finden
sich noch Spuren von Tizialfs Namensinschrift; im Hintergrund links, der durch
Hügel begrenzthist, sitzt ein Ritter. Der Heilige selbst ist baarhäuptig 11m1 hat
unhekleidete Beine, um die Knöchel einen grünen Lappen, in der Hand (1011 Pilger-
stab, das Gewand ist roth und gelb. Die Bildfläche, durch's Alter schadhaft ge-
worden, hat an vielen Stellen Nachbesserungen erhalten, wodurch die Töne schwer
und stumpf geworden sind; vgl. Tizianellds Anonymus S. 9, Sansovino, Ven. descr.
S. 42 und Boschini, R. Min. Sest. Castello S. 34.