394 TIZIAN um: PORDENONE. cm. XII.
Morois, des verdienten Befehlshabers in der venezianischen Flotte,
der zu einem hohen Kommando im Dienste des Herzogs von Ur-
bino berufen War. Moro hatte sich in den Kämpfen der veneziani-
schen Republik gegen Ferrara einen gefürchteten Namen gemacht,
war Gesandter bei Karl V. und General-Proveditor von Candia
Berlin,
Galerie.
gewesen. Damals stand er im Begriff, nach der Insel zurück-
zukehren, wo er 1539 bei einem Aufruhr den Tod fand. Kurz
vor dem Ende seiner Laufbahn ist er von Tizian in dem Porträt
der Berliner Galerie verewigt worden. Diesem Bilde nach zu
schliessen, war Moro ein behäbiger feister Mann. Barhäuptig,
mit hoher Stirn, in langem sohwarzgrauen Haar und Bart, mit
rother Feldbinde um den Arm und dem Kommandostab in der
Hand, steht er bis zum Gürtel sichtbar vor uns, ein rundes, voll-
blütiges Gesicht, den Blick freundlich auf den Beschauer gerichtet.
Der cannellierte Brustharnisch und die Schuppen der Achselstücke
sind trefflich wiedergegeben, doch ist die Oberfläche durch's Alter
angegriffen und hat, wie erst neuerdings durch vorsichtige Reini-
gung klar geworden, auch sonst nicht unerheblich gelitten. a"
Im August 1538 schrieb Federigo Gonzaga an Benedetto
Agnello, seinen Bevollmächtigten, dass er seine Markgrafschaft
Montferrat zu besuchen beabsichtige und zu dem Ende im fol-
genden September nach Casale reisen werde. Es war sein Wunsch,
Tizian solle davon benachrichtigt und angewiesen werden, mit
den noch rückständigen Kaiser-Bildern nach Mantua zu kommen.
30 Berlin, Galerie" N o. 161. Bis 1873 war die Bildfläche in einer Beschaffen-
heit, welche ernste Zweifel über Tizian's Urheberschaft erregte, die Fleischtinten roh
und eintönig, Bart und Haar übermalt, Brust und Schulter bis zur Unkenntlichkeit
verdunkelt. Damals befand sich in weissen Buchstaben folgende Inschrift auf dem
fast schwarzen Grunde:
IOANNES MAVRVS
GENERALIS MARIS
IMPERATOR
MDXXXVII.
Durch die 1874 vorgenommene Regeneration nach Pettenkofefs Verfahren gewann
das Bild viel von der Reichheit des Aussehens und der ursprünglichen Farbengebung
wieder, auch zeigte sich, dass jene Inschrift auf ursprünglich schwarzen Buchstaben
aufgefrischt gewesen war. Abgeputzte Stellen wurden unberührt gelassen, Abblätte-
rungen an Stirn, Hintergrund und Harnisch ergänzt. Die Hände sind noch immer
in üblem Zustande. Ueber Marc's Leben vgl. Oicogna, Iscriz. Ven. VI. S. 590.