Volltext: Tizian (Bd. 2)

532 TlZlAN'S ALTERS  STIL. CAP. XIX. 
Cobham, in Dresden oder Augsburg kann sich keine mit dem 
aus dem Barbarigdschen Besitz stammenden Exemplare messen." 
Zu Ende des Jahres 1563 finden wir Tizian in lebhaftem 
Briefwechsel mit dem Herzog von Urbino Wegen der Zahlung 
für ein Bild der Jungfrau Maria, das an irgend Jemand in Mantua 
als Geschenk gesendet worden war, und wegen verschiedener 
Zeichnungen, die wahrscheinlich zur Dekoration des Palastes zu 
Pesaro bestimmt waren. Ein von Tizian unter dem 6. Januar 
1564 in dieser Angelegenheit geschriebener Brief beweist, dass 
um diese Zeit der grosse Maler und sein Sohn Orazio in Venedig 
einen Holzhandel trieben und den Herzog von Urbino nicht nur 
mit Bildern, sondern auch mit Bau- und Brennhölzern versahenf"; 
Zwei beachtenswerthe Werke Tiziaifs scheinen sich unter 
 
41 Petersburg, Ermitage N0. 99, Leinwand h. 1,23 M., br. 1,03 M.; erwähnt 
bei Ridolfi I. 262. Das Bild ist stark abgeputzt und an vielen Stellen ausgebessert; 
unter den dünneren Retouehen sieht man noch die ursprünglichen Farbenrisse. 
Photographiert von G. Rüttger.  Die Wiederholung, welche an König Philipp 
geschickt wurde und welche Tizian in seinem dem Briefe an den Minister Perez 
vom 22. Deeember 1574 beigefügten Verzeichnisse als "Venus eon Amor gli tien 
il spechio" beschreibt (s. Anhang N0. OXXV.) ist nicht mehr nachzuweisen; ebenso 
wenig die für Crasso gemalte (Ridolii I. 253). Eine andere Fassung des Gegen- 
standes, jetzt in der Ermitage zu Petersburg unter N0. 108, Leinwand h. 1,31 M., 
br. 1,11 M., stammt aus der Sammlung von Malmaison: hier halten beide Amoren 
den Spiegel, der vornstehende hat den Köcher über der Schulter. Eine Wieder- 
holung hiervon befand sich bis vor Kurzem in der Sammlung Lord Ashburtons; 
sie erinnerte einiger Maassen an eine Oopie von Contarini oder Varotari.  Auf 
dem Exemplar in Cobham Hall (Leinwand) befindet sich nur ein Amor mit dem 
Spiegel; es ist von Leybold gestochen und lässt sich zurückverfolgen in die Samm- 
lung Orleans und die der Königin Christine von Schweden (s. Waagen, Treasures 
II. S. 497 und Campori, Race. di Cat. S. 3-12); hier ist der Vorhang roth und Venus 
hält den Bogen Cupidos in der Rechten; das ganze Bild ist schwach und bis auf 
den Bogen Copie eines Sehulbildes, welches, ehemals in der kaiserlichen Sammlung 
zu Prag, sich jetzt in der Dresdener Galerie unter N0.- 232 befindet; eine noch 
geringere Copie ebendaselbst N0. 233. Die Galerie zu Augsburg besitzt unter N0. 269 
ein fast gänzlich übermaltes Exemplar (Leinwand), worauf Venus ebellfß-ÜS Wie in 
Dresden nur Einen Amor bei sieh hat; hier aber ist die Hauptßgur, welche rothen 
Pelz trägt, in WVeiss gekleidet, auch das Lager ist weise und Cupidds Köcher liegt 
mit dem Bogen zu Fussen. Es ist lithographiert von Hanfstängl. Eins dieser 
Bilder stammt aus der Granvellafsehen Sammlung (vgl. (lasten a- ß- 0- S. 46). 
42 s. den Wortlaut in den Lettere d'il1ustri Italiani non mai stampati von 
Z. Bicehierai (Nozze Galeotti-Cardenas di Valeggio, Florenz 1854, Lemonnier); 
das Schreiben ist gerichtet an den Herzog von Urbino in Pesaro und unterzeichnet 
"S8! Titiano Veeellj p,"
	        
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