Stoff. Um den einen Arm ist ein kirschrother Sammetmantel mit
Pelzfutter und goldverzierten Kanten geworfen, welcher unter ihr
liegt und mit der rechten Hand an der Hüfte festgehalten wird.
Die Linke ruht auf dem Busen, den Kopf Wendet sie zur Seite,
um in den von Cupido gehaltenen Spiegel zu blicken. Das goldene
Haar der Göttin ist theils in Wellen von den Schläfen zurück-
gestrichen, theils mit Juwelen durchflochten; an einem Arm glänzt
eine Spange, um den andern ist eine Kette geschlungen, Perl-
Ohrringe vollenden den Schmuck. Der dienende Knabe dreht
dem Beschauer den Rücken zu und hat Köcher und Pfeile
auf das Ruhebett gelegt, eine gelbe Schärpe fallt ihm von der
Achsel und er legt, ganz ähnlich dem Amor auf dem Bilde der
Uffizien, die eine Hand auf die Schulter- der Venus, während
sein Gespiele sich bemüht, ihr Haupt mit einem Blumenkranz.
zu krönen. Links ist ein braungrüner Vorhang sehr geschickt
gegen den bräunlichen Hintergrund geworfen und beide wirken
auf das Both des Mantels zurück. Das Licht, mit grosser Kunst
auf Venus concentriert, beleuchtet volle fleischige Glieder von
prachtvollen Formen. Beim Anblick der dunkeln Augen, der ge-
bogenen Nase mit schmalen Nasenlöchern und dem üppigen Mund
könnte man an asiatischen Typus denken. Edel contrastiert die
Ruhe der Göttin mit den kräftigen Bewegungen der Amoretten,
von denen einer auf den Zehen stehen muss, um bis zum Kopfe
der Venus zu reichen, während der andere unter derLast des
Spiegels keucht, der augenscheinlich an der nahen Wand ge-
hangen hat. Der letztere ist ein junger Plerläules im Kleinen
und das Spiel seiner Muskeln bewundrungswürdig wiedergegeben.
Trelflich ist der Schattenschlag und der Wiederschein im Spiegel,
die Oberfläche breit modelliert und trotz aller durch Zeit und
Retouche dem Bilde zugefügter Beschädigungen sieht man doch
noch, dass den vollendenden Lasuren, Accenten und Glattungen
wiederholter ungemein geschickt behandelter körperhafter Auf-
trag vorausgegangen war. Ueber die Replik, welche Philipp
der II. erhielt, wissen wir weiter nichts, als dass Tizian im Jahre
1574 Zahlung dafür verlangte. Von allen bekannten Copien und
Nachbildungen in St. Petersburg, in der Sammlung Ashburton, zu