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TIZIAN'S ALTERS STIL.
XIX.
Pinsels eindrangen, so hat er die Figur hier in Einem Zuge auf
das Holz geworfen, meist in ungebrochenen Farben, sodass fast
ein Monochrom entstand, welches nachher anscheinend durchweg
lasiert, mit Asphalt schattiert und hier und da mit iiacher Tinte
aufgelichtet, endlich aber mit Strichen von reiner Farbe Nach-
druck erhielt. Der Erfolg ist der einer breiten herzhaften Malerei,
welche bei aller Meisterschaft darin von früheren Werken abweicht,
dass die Wirkung mehr durch Licht- und Sehatten-Contraste und
Schwung des Pinselvortrags als durch Fluss und Reichheit des
Gesammttones hervorgebracht wird. a"
Escurial. Die an Philipp den II. gesandte Wiederholung befindet sich
noch im Escurial, wo sie dergestalt restauriert worden ist, dass
man nur an wenigen Stellen die Hand des Meisters zu erkennen
vermag. Die Ueberbleibsel und besonders ein Theil des Kopfes
zeigen aber die grosse Kunst, mit welcher das Bild gemalt warf"
zleterzbüTg, Die „Venus von St. Petersburg", ein Erbstück von Pomponio,
Irnl E 8.
g dann 1m Besitz der Barbarrgo, muss eine edle Schöpfung ge-
wesen sein, doch können wir heute nur noch aus vereinzelten
Stellen am Rücken des Cupido und an der Brust der Hauptfigur
darauf schliessen. Kein Werk aus Tizian's späterer Zeit verbindet
in so angenehmer Weise Erhabenheit des Stils mit vollkommener
Harmonie der Linien und Farbe. Venus sitzt, zum Theil unbe-
kleidet, links auf einem Ruhebett von schwarz und gelb gestreiftem
39 Mailand, Brera, Holz, oben rund, h. 2,23 M, br. 1,33 M, die Figur etwas
unter Lebensgrösse, bärtig und kahlköpüg, zu Füssen des Löwen bezeichnet „TI-
TIANVS F." Eine schöne, aber etwas verblichcne Originalskizze befindet sich im
Dresdener Museum und ist von Braun photographiert; das Bild selbst ist von
„N. B. F. S." (Saiteril), „Ant" Ucelli a l'arca_di Noe" und bei Lefebre gestochen.
'l'iziane1lo's Anonymus S. 9, Ridolfi I. 267 und Zanetti, Pitt. Ven. S. 169 erwähnen
es in S. Maria Nuova in Venedig; eine kleine Copie aus dem XVII. Jahrhundert
(angeblich von Tizian) besitzt die Accademia S. Luca in Rom.
4" Nach Angabe Josc Quevedds in seiner Beschreibung des Escurial, Madrid
1849, wurde das Bild nachgebessert. Es ist in Breitenformat auf Leinwand ge-
malt; der Löwe liegt links, der Heilige hält in der Linken ein Buch, der Hinter-
grund ist zum Theil durch einen grossen Felsblock ausgefüllt; unter emem Folianten
im Vordergrunde rechts steht eine Inschrift, die jedoch nicht mehr lesbar ist,
darunter „TITIANVS F." Ueber die Abwandlungen der Hieronymus-Figur auf
Stlßllen vnach Tizian" vgl. A. Humes Verzeichniss in dessen Notices S. XXVII tf.
Ziwel schöne Zeichnungen der Bussergestalt befinden sich 1m britischen Museum,
eine dritte in der Albertina zu Wien.