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TIZIAN'S ALTERS-STIL.
XIX.
heiligen Franciscus porträtierten Desiderio Guido zu Ascoliflß
Viel Zeit und Mühe kostete Tizian aber damals der Streit, welcher
unter den Mosaikarbeitern in S. Marco ausbrach.
Die Mosaiktechnik hatte von früher Zeit her in Venedig
Wurzel gefasst. Dank den Vorzügen, welche der musivisohe
Wandschmuck bei den atmosphärischen Verhältnissen der Insel-
stadt gegenüber dem Fresko gewährte, steigerte sich der Auf-
schwung derselben mit dem der Malerei. Es stellte sich die
Nothwendigkeit heraus, eine Schule dafür zuigründen. Zu Ende
des 15. und selbst noch zu Anfang des 16. Jahrhunderts bethei-
ligten sich Maler wie Lazzaro Bastiani und Bissolo an der Deko-
ration der Markuskirehe; um das Jahr 1520 mrrde sodann eine
besondere Zunft professioneller Mosaikarbeiter ins Leben gerufen,
welche unterstützt von tüchtigen Künstlern die Ausbesserung
schadhaft gewordener Theile der Kirche und die Vervollstän-
digung der Dekoration übernahm. Einmal bei dieser Arbeit
konnte man der Versuchung nicht widerstehen, alte Stücke ab-
zureissen und sie durch neue zu ersetzen. Die Begründer der
neuen Mosaicistenschule waren Marco Rizzio und Vicenzo Bian-
chini, deren Anstellung durch den Senat aus dem Jahre 1517
rührt. Im Jahre 1524 erhielt die Schule einen wichtigen Zu-
diese "Kreuzigung" höehlieh preist, sagt von dem Bilde, es sei „di macehia" in
Tizian's spätem Stil gemalt.
36 Der Prälat Desiderio Guido von Aseoli war im Jahre 1546 Gouverneur
von Cesena und 1592 Gouverneur in Rom. Er gründete die Kapelle in S. Fran-
eeseo zu Aseoli, für welche Tiziens Gemälde bestimmt war, im Jahre 1561, wie die
folgende Inschrift besagt: „Desiderius Guido u. d. (juris utriusque doetor) sibi
posterisque suis saeellum hoe divo Francisco dieatum poni euravit A M DLXI"
(s. Abbate Gaetano Frascarellfs Memorie del tempio di S. Franeesco di Aßßoli,
Aseoli 1861, Tipi del Cardi). Auf dem Bilde kniet der Stifter rechts, Weiter Zurück
sieht man in hngeliger Landschaft den ebenfalls knieenden Franoiskns wie er die
Wundmale von der Vision Christi empfängt, hinter welchem ein aus SeraPh- und
Cherubköpfen gebildetes Kreuz bemerkbar ist; links von dem Heiligen der Bruder
Eilarius, am Boden Bücher, das Wappen Guidds, ein Baum auf einer Anhöhe,
daneben die Inschrift „TITIANVS VECELIVS CADVB". Das Bild hat zwar der-
maassen gelitten, dass an etlichen Stellen die Grundierung der Leinwand hlosliegt,
deßh scheint es als wäre die Malerei ursprünglich von Tizian. Auch erwähnt
Rldßlü 1. 267 ein Bild dieses Gegenstandes von dem Meister, zwar in S. Franceseo
Zu Ancona, meint aber wohl Aseoli.