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XIX.
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zuvor hatte
nach Cadore abgegangen seien. Schon einige Zeit
zwischen dem Meister und der heimischen Gemeinde
ein lebhafter Briefwechsel stattgefunden, da Tizian die Rückzah-
lung einer von ihm dargeliehenen Summe von tausend Dukaten
nebst Zinsen forderte und die Cadoriner nicht im Stande waren,
seinem Anspruch zu genügen. Möglicher Weise hat jene Sen-
dung den Zweck gehabt, des Meisters Angelegenheit beim Ge-
meinderath zu fördern. 29 Ungefahr um dieselbe Zeit stand er in
Verbindung mit dem Notar Andrea Coffino in Medole, der ihm
günstigen Bericht über Cristoforo da Cisano, den damaligen
Curaten seiner Pfründe einsandteßo Im November löste Orazio
in Cadore für seinen Vater eine Wiese in der Nähe von Tai ein,
welche das Jahr zuvor durch Francesco Vecelli verpfändet worden
war. 3' Einige Monate später schickte Tizian in Verfolg der Taktik
zur Erlangung seiner Pensionsgelder- das "Porträt eines Türken"
durch Bischof Capilupi von Fano an den Kardinal Gonzaga,
damit dieser einen Druck auf die Regierung in Mailand ansübte."
Von den künstlerischen Arbeiten aber, die er damals unter Händen
hatte, war die bedeutendste ein "Letztes Abendmahl". Schon
seit sechs Jahren malte er daran, als er im Hochsommer 1563
folgendermaassen an König Philipp berichtete.
Tizian an Philipp den 11.:
„M0nate sind vergangen, ohne dass ich Ew. Majestät anders
als in Gedanken meine tiefste Ehrfurcht dargebracht, jetzt aber
ergreife ich die Gelegenheit der glorreichen Siege Ew. Majestät,
um es auch brieflich zu thun. Zum Beweise meiner Ergebenheit
und Dienstbereitschaft bitte ich melden zu dürfen, dass ich un-
geachtet der Erfüllung aller bisherigen Auftrage Ew. Majestät in
wenigen Tagen ein Werk zur Vollendung bringen werde, an dem
ich sechs Jahre gearbeitet habe . . . . ein nLetztes Abendmahl
29 s. die Schreiben Tizian's an die Gemeinde von Cadore vom 24. APTÜ und
3. September 1561 in Beltramds Tiziano Vecelli S. '74.
3" Cadorin, dello amore etc. S. 42.
3' Urkunde vom 10. November 1562, aufgesetzt von Vincenzo Vecoui (Hand-
schrift des m. Jacobi).
32 Schreiben des Ippolito Capilupi an den Kardinal von Mantua, 7. März
1563 in IYAICQ, Arti di Mantova II. S. 138.