XIX.
.ANBEI'UN(_S DER KÖNIGE"
IN MADRIB;
613
gemalt, die mit Thränen und Flehen für Ew. Majestät unterthä-
nigsten Diener vor Euch erscheint. Ehe ich aber dieses Bild
sende, warte ich die Bestimmung der Adresse ab, damit es nicht
verloren gehe wie der „Christus u. Inzwischen werde ich das
nGethsemane-Bild" und die "Poesie der Europa" fertig machen
und bete für die Glückseligkeit, die Eure Königliche Krone
verdient.
Venedig,
den
April 1561.
Ew. Majestät unterthänigster
Tiziano. " "P
Diener
In einer kurzen Randbemerkung zu diesem Briefe schrieb
der König anscheinend befremdet: „Mich diinkt, die Sache ist
längst geordnet und schriftlicher Befehl erlassen, das Beregte
zu zahlen!" ein Irrthum, der jedoch bald nachher berichtigt
wurde.
Jene „AnlJetung der Könige jetzt im Madrider Museum, ist
das Original einer ganzen Reihe von Wiederholungen, die in
Tiziairs Werkstatt von seinen Schülern ausgeführt wurden. Die
Composition besteht aus halblebensgrossen Figuren, die Haupt-
gruppe bildet die Jungfrau mit dem Kinde, Welche links unter
einem strohgedeekten Wetterdaehe sitzt; hinter ihr steht Joseph,
vor ihr kniet ein König, welcher das Füsschen des Kindes küsst.
Die beiden anderen Könige mit ihrem Gefolge von Reitern, Saum-
thieren und Kameelen ziehen durch lachende Landschaft daher,
welche von den Strahlen der aufgehenden Sonne erhellt wird."
Als weltliche Scene voll Pomp und Pracht mit lebendig bewegten
Gestalten im Geiste des g-rossen "Ecce-Homo" von 1543 ist dieses
malerische Schaustück so recht ein Vorbild für die Bonifacids
und Bassani, durch Welche die spätere venezianische Malerei auf
diesem Stoffgebiete den genrehaften Anstrich bekam, wie es
andererseits auch den Paolß Veronese zu seinen monumentaler
gedachten Historien anregte. Viele Theile des Bildes aber ver-
rathen Schülerhand. Die schönen Gruppen, wie die der Jung-
Madrid,
Museum.
10' s. den Wortlaut im Anhang unter N0. XCV.
1' Madrid, Museo del Prado N0. 484, Leinwand h.
1,41
2,19