TIZIAN
UND
PORDENONE.
CAP.
X11.
Trommler und der führenden Reihen des venezianischen Geschwa-
ders begnügt haben. Ihm musste es bei einer Skizze zunächst
auf Feststellung der grossen Linien ankommen, welche lilontaniüs
Stichin der That zeigt. Nur ein- Copist, dem entweder die Ach-
tung und das Verständniss für diese Haupteigenschaften der Dar"-
stellung fehlte oder der bei seiner Arbeit Plagiator-Absichten
hatte, konnte ein Meisterwerk dermaassen verstünimeln. Dieselbe
Unbill und ähnliche Mängel machen sich an einer Zeichnung be-
merkbar, welche dem verstorbenen Dr. Wellesley in Oxford ge-
hörte. Auch sie wurde unberechtigter Weise für ein Tizianisches
Original gehalten. Unserer Meinung nach gehören Zeichnung und
Oelcopie derselben Hand an, wenn auch einzelne Abweichungen
6rk6nnbal' Sind. 2" Nur Ein Künstlername wird mit Copien der
Schlacht von Cadore in Verbindung gebracht. Ridolfi nämlich
erwähnt, dass Leonardo Corona, der die Werke der grossen ve-
nezianischen Meister studierte, jenes Bild im Saale des Grossen
Rathes copiert und seinem Collegen Aliense verkauft habe. Dieser
hätte es dann nach Verona weitergegeben, wo es als Original be-
trachtet wurde. 2' Ob diese Nachbildung dem Stich Fontanas zu
Grunde gelegen hat, können wir nicht entscheiden. Leider fehlt
uns jede nähere Kunde über das Leben dieses Stechers, von dem
man unseres Wissens überhaupt nur die eine Platte kennt.
Italienische Geschichtsschreiber gefallen sich darin, den Ruhm
des Sieges bei Cadore dem Giorgio Cornaro zuzutheilen, der da-
mals als Proveditore den Auftrag hatte, die Heerführung Dal-
viano's zu überwachen. Dieser Auffassung, die Ridolii abweist",
hat Tizian, wie es scheint, die künstlerische Beglaubigung geben
1" Diese Zeichnung ging durch die Sammlungen der Herren Lawrence und
Esdaile und gehört jetzt dem Mr. Gilbert, welcher sie aus der Sammlung Wellesley
erworben hat zusammen mit einer Studie zu dem mit seinem Rosse fallenden Reiter,
welche für Tizian's Arbeit gilt, aber offenbar von anderer Hand herruhrt; vergl.
Gilbertfs Cadorc S. 185 und 186." Als eine Abweichung derselben von der Oelcopie
bemerken wir, dass auf jener vorn links ein Stradiot angebracht ist, der auf dem
Oelbilde fehlt.
2' Ridolü II. S. 289, dagegen sagt er I. S. 215, es seien zwar viele Oopien
dieses Gemäldes gemacht worden, aber fast keine habe einen Begriff von der Schön-
heit des Originales gegeben.
22 Ridolfi I. S. 225.