Volltext: Tizian (Bd. 2)

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TIZIAN UND PHILIPP DER ll. CAP. XVIII. 
Orazio, des Girolamo oder Andrea Sehiavone vermuthen. Für die 
Copien der beiden Diana-Bilder, die sonst noch unter Tizian's 
Namen gehen, darf der Meister noch weit weniger in Anspruch 
genommen werden." 
liadrid. In der „Grablegung", welche gleichzeitig mit jenen mytho- 
[u       . .  
Saum logischen Poesien nach Madrid abging, wiederholte Tizian einen 
Gegenstand, der ihn häufig beschäftigt hatte seitdem vor dreissig 
und mehr Jahren die erste derartige Composition nach Mantua 
gekommen war. Stellt man jenes Gonzagasehe Exemplar mit 
dem für Philipp den II. gemalten zusammen, so berührt uns eine 
Uebereinstimmung, die gleich Familienäthnliehkeiten wohl unab- 
weislieh empfunden, aber nicht bestimmt bezeichnet werden kann. 
Das Motiv ist keineswegs dasselbe; es sind vielmehr verschiedene 
Momente des Vorganges aufgefasst und das Thema beider deckt 
sich nur in den allgemeinsten Bestandtheilen, dem Seelenschmerz 
Marias, dem Kummer des Johannes und der Wehklage Magda- 
lenen's über den Todten. Die Figuren zeigen zwar auf beiden 
Gemälden nicht den gleichen Geberdenausdruck, aber gewisse 
Rhythmen der Bewegung kehren wieder, wie z. B. bei dem Manne, 
der sich über den Leichnam Christi beugt und dem Besehauer 
 
28 Die "Kalisto" im Wiener Belvcdere (I. Stock II. Saal No. 17, Leinwand 
hoch 5 F. Slfr Z., breit 6 F. 4 Z.) zeigt seltsame Ungleichheiten der Behandlung, 
welche an etlichen Stellen dünn, trocken und flach, an anderen wieder satt und, 
pastos ist. Die Formen sind meist unter Tizian's Vollcndungsweise und besonders 
die Bäume sehen sehr nach Schiavone aus. Bemerkcnswerth zum Unterschied 
von dem Exemplar in Madrid ist erstens die Fontäne, welche hier ein Becken auf 
einem Sockel mit Delphinen bildet; oberhalb steht Diane mit einem Hirsch zur 
Seite, aus ihrer Brust und aus den Nüstern des Thieres rinnt WVasser; sodann der 
gelbe Vorhang, welcher links an einem Baume befestigt ist, rechts sieht man den 
Regenbogen. Ein Stich befindet sich in Teniers' Werke, es ist ausserdem noch von 
Oort und van Kessel gestochen.  An kleineren Copien kennen wir ferner: Rom, 
Galerie der Akademie S. Luca „Kalisto", sehr beschädigt, bei Lord Yarborough 
in London: Copie der Madrider Copie des Ellesmerdschen "Aktäon", angeblich 
Originalskizze; Hampton Court: Copie mit einigen Abweichungen. Keine dieser 
Copien geht ins XVI. Jahrhundert zurück. Eine schwache Copie des "Aktäion" 
(unter dem Namen Paolo Veronese) besitzt die Sammlung Nostitz in Prag. Unter 
den angeblich tizianischen Bildern der weiland Galerie Buckingham befand sich ein 
"Aktäon mit Diene", die Göttin bei einem Brunnen mit ihren Nymphen, hoch und 
breit 3 F. 3 Z. (s. Bathoe's Katalog S. 2); "Aktüon und Diana" von Tizian, stark 
beschädigt, Wird auch in Jakobs des II. Sammlung unter N0. 314 aufgeführt 
(s. Bathoe a. a. 
	        
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