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TIZIAN UND PHILIPP DER II.
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XVIII.
eines so grossen Ansehens und mein Sohn ist so fremd in Mai-
land, dass man die Sache hinzieht und sie wahrscheinlich zum
grossen Schaden der Gerechtigkeit in Rauch aufgehen lässt, umso
mehr als mein Sohn nach Hause gekommen und nun Niemand
mehr in Mailand ist, der den Ranken und krummen Wegen dieses
Bösewichts entgegenwirken kann. Ich bitte Ew. Majestät deshalb
unterthänigst, dem Senat Befehl zu ertheilen, dass er das Urtheil
beschleunige und Justiz in einer Weise übe, die einer so grcssen
Uebelthat entspricht; damit man sehe, dass Ew. Majestät mich
als einen Ihrer Diener betrachtet. Mein Sohn Orazio (ich hätte
es beinahe vergessen) sendet mit den meinigen ein Bildchen,
„Christus am Kreuze", das er gemalt hat. Wollen Ew. Majestät
geruhen es anzunehmen als ein kleines Zeichen seines grossen
Wunsches, dem Vater im Dienste Ew. Majestät dienstwillig nach-
zueifern? Mit aller Neigung des Herzens empfehle ich mich und
ihn und wir küssen die königliche und katholische Hand.
Venedig, den 27. September 1559.
Ew. kathplischen Majestät
unterthänigster und ergebenster Diener
Tiziano Vecelliofm
In zwei kleinen Depeschen vom 27. September und 11. Ok-
tober meldete Garcia Hernandez, dass dem königlichen Befehl
gemäss Glastafeln und Gläser sowie die Bilder Tizian's nach
Genua verladen seien, über welche dieser sich bereits brieflich
gegen den König geäussert habe. 24
Auf Nachrichten über Ankunft und Aufnahme der Sendung
wartete der Meister lange vergebens. Dass sie aber eingetroffen
Waren und dem König Freude machten, erfahren wir noch.
Seit der Thätigkeit für Alfonso von Ferrara hatte Tizian keinen
mythologischen Gegenstand von solcher Bedeutung und 8010116111
Figurenreichthum componiert wie diese beiden Gßmälde- Aber
so wenig wie damals sparte er jetzt die Mühe, um anziehende
23 s. den Wortlaut im Anhang N0. X0.
24 s. die Concepte im Anhang No. XCl. und den Bericht des Garzla Hernandez
über Absendung von Bildern vom 1. Oktober 1563 im Anhang NO- CV-