CAP.
XVlII.
KLAGE UM DIE PENSION.
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als er nichts von der ihm zustehenden Zahlung erhalten 113m
Ew. Majestät bitte ich deshalb unterthänigst, Anweisungen geben
zu wollen, wie sie eben am opportunsten erscheinen. Ich empfehle
mich mit aller Ehrfurcht und küsse Ihre königliche und katho-
lische Hand.
Venedig, den 19. Juni 1559.
Ew. katholischen Majestät unterthänigster Diener'
Tiziano Vecellio, Malerfm
Philipp beantwortete diesen Brief am 13. Juli von Gent aus
und befahl, die "Poesien" sorgfältig zu verpacken und nach Genua.
zu schicken. Gleichzeitig wünschte er eine schnelle Vollendung
(les „Christus am Berge" und der anderen „Poesien" und be-
stellte ein zweites Exemplar der ,Grablegung" zum Ersatz für das
verlorene. Zum Schlusse fügte er hinzu, dass er Schritte gethan
habe, welche die Auszahlung der Pensionen gegen alle Weite-
rungen sicher stellten. 21
Die beiden Diana-Bilder waren trotz Tizian's Versicherung
noch keineswegs vollendet. Garcia Hernandez, der spanische
Sekretär in Venedig, berichtet wenigstens am 3. August seinem
Herrn, Tizian würde „Diana und Aktaon" in zwanzig Tagen
fertig haben; das Bild sei gross und mache viel Arbeit; er habe
noch einige kleine Dinge daran zu thun, welche ausser ihm Nie-
mand für nothwendig halten würde. Mit diesem Gemälde solle
dann auch der "Christus im Grabe" abgeliefert werden, der
grösseren Umfang habe als das früher gemalte Bild, da die
Figuren Lebensgrösse hätten; ferner ein kleineres Phantasiebild
eines türkischen oder persischen Mädchens alles vortrefflich.
„Die Gemälde und die Glasplatten sowie auch die Trinkgläser
für Wein und Wasser würden sammtlich zu gleicher Zeit ge-
schickt . f"
'Wir sehen aus diesem Briefe, wie angelegen es sich Tizian
10 s. den Wortlaut im Anhang N0. LXXXVII.
21 Das Original im Archiv zu Simancas (Estado, Leg" 1336) stimmt im Text
mit der Fassung bei Ridolü I. 242 überein, doch gibt letzterer das Jahr imhum-
lieh als 1558 statt 1559.
22 s. Anhang N0. LXXXIX.