Yää
TlZlAN UND PHILIPP DER II.
ÜAP.
XVIII.
noch bevor er Kunde davon erlangt, schrieb Tizian an den
König, erwähnte den Verlust der „Grablegung" und machte An-
zeige von der Vollendung zweier neuer Compositionen aus der
Diana Mythe :
Tizian an Philipp den II.:
„Grossmäehtigster katholischer König!
Ich habe bereits zwei für Ew. Majestät bestimmte "Poesien"
vollendet, eine „Diana von Aktäon beim Quell überrascht" und
eine andere Darstellung der Göttin "wie ihr die gefallene Kalisto
von den Nymphen vorgeführt wird Wenn Ew. Majestät die
Bilder zu haben wünschen, so bedarf es nur der Bezeichnung
der Person, an die sie geschickt werden sollen, damit ihnen
nicht ein gleicher Unfall wie der unterwegs verloren gegangenen
„Grablegung" zustosse. Wenn je Arbeiten von mir der Gnade
Ew. Majestät würdig befunden worden sind, so darf ich mir
schmeicheln, dass diese sich dieselbe erwerben werden. Nach
ihrer Absendung will ich mich gänzlich dem Bilde "Christus am
Oelberg" und der Vollendung der bereits angefangenen beiden
anderen Poesien nämlich „Europa auf dem Rücken des Stieres"
und "Aktaon von den Hunden zerrissen" widmen. Auf diese
Stücke werde ich alles Talent verwenden, das Gott mir verliehen
hat und das stets dem Dienste Ew. Majestät geweiht war und
bleibt. Dass es Ew. Majestät gefallen möge, diese Dienste an-
zunehmen, so lange ich meine von der Last der Jahre g'ebeugten
Glieder gebrauchen kann, darauf vertraue ich; und mag die
Bürde auch schwer sein, so wird sie wie durch ein Wunder
leichter, sobald ich daran denke, dass ich lebe, um Ew. Majestät
zu dienen und meine Dankbarkeit durch die That zu beweisen.
Ich bitte ferner aussprechen zu dürfen, dass mein Unstern mich
nicht dazu hat gelangen lassen, nach so viel Zeit, nach so
viel Arbeit und Mühe irgend etwas von den Pensionen zu ge-
niessen, die mir ilach dem Erlass Ew. Majestät von den könig-
lichen Agenten in Genua zukommen. Ich darf das nur meinem
Unglück zuschreiben, da die Güte Ew. Majestät in dieser Hinsicht
stets gross gewesen ist, obgleich Ihr Diener Tizian nichtsdesto-
weniger in seinen alten Verhältnissen verblieben ist, insofern