Volltext: Tizian (Bd. 2)

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TlZlAN UND PHILIPP DER 
CAP. 
XVIII. 
Wien, 
Belvedere. 
der „Fabrici0 Salvaresic" im Belvedere zu Wien das Charakter- 
bild eines durch Reisen gebrannten stattlichen Mannes in ge- 
stutztem Vollbart, der vermuthlich den fernen Orient aus eigener 
Anschauung kannte und von dort den Negerknaben mitgebracht 
haben mag, der mit einem Büschel Blumen in der Hand vor ihm 
steht. Den Daumen der Rechten in einen orientalischen Hüft- 
shawl gesteckt, der über schwarzes Wamms geschlungen und 
von schwarzer mit Lammfell gefütterter Schaube überdeckt wird, 
schaut er fast ganz von vorn gesehen aus dem Bilde, ein kurzes 
Messer am Gürtel und ein liaches Barett auf dem Kopfe; hinter 
dem gelbgekleideten Knaben sieht man ein Postament mit Stutzuln- 
darauf? 
Dresden, 
Galerie. 
Das 
Bleisterstück 
dieser 
Zeit 
im 
Porträtfache 
ist 
aber 
doch 
die „Lavinia" des Dresdener Museums. Vor uns steht eine Dame 
in reiferen Jahren; im Zimmer auf- und abgehend halt sie den 
Federfacher in der Hand und trägt das Staatskleid von grünem 
Sammet, am Busen viereckig ausgeschnitten, an den Schultern 
geschlitzt und mitweisser Seide gepufft. Sie wendet sich leicht 
nach links, die rechte Hand mit dem Fächer erhoben und rafft 
mit der linken den Saum ihres Gewandes. Die spärlichen kasta- 
nienbraunen Locken sind mit Perlen überstreut. An der Brust 
glänzt eine mit Edelsteinen besetzte Broche, Ring und Muschel- 
gürtel vollenden den Schmuck. Die Inschrift auf dem Täfelchen 
an der oberen Ecke des Bildes, wenn sie auch besagt, dass hier 
dem Fuss der Säule rechts steht: "Marco Antonio Rezzonico morto ai 29 Maggio 
1554, Tiziano Veeellio feee in Venczia nel 1558." Obgleich die Inschrift moderner 
ist als die Malerei, mag sie doch dem Inhalt nach echt sein, denn in dem Guida. 
storico artistica deIYOspitaIe "Maggiorc in Milano (Tip. di Pietro Agnelli 1857) finden 
wir bemerkt, dass Rezzonieo im Jahre 1575 zu den Deputierten der Anstalt gehörte 
und dass er das Bildniss bei seinem Tode im Jahre 158-1 der Stiftung, Svelchßr er 
ein Wohlthäter gewesen war, vermachte. 
9 Wien, Belvedere, Erdgeschoss, ital. Schulen No. 15, Leinwand, Knicstußk 
auf braunem Grunde, oben links auf einem Täfelehen die Aufschrift: "MDLVIII 
FABRICIVS SALVARESIVS ANNÜ AGENS L. TITIANI OPVS." Es ist energisch 
behandelt, hat aber stark durch Uebermalung gelitten, das Fleisch ist infolge dessen 
stumpf ziegelig-roth geworden, der Nogcrknabe dermaassen übermalt, dass es frag- 
lich bleibt, ob irgend Etwas an ihm jetzt noch von Tiziau herrührt. Am besten 
erhalten ist die Hand des Salvaresius. Ein Stich von der Gegenseite befindet sich 
in Tcniers' Kupferwerkß
	        
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