574 THÄTIGKEIT FÜR PHILIPP DEN ll. CAP. XVII.
"Horatio" schreibt der Vater "Dein längeres Schweigen
macht mich unruhig. Dein Brief sagt, Du habest vier Dukaten
"gehabt, das würde aber die Kosten Deiner Reise nach Mailand
"nicht decken." "Dann machst Du wieder einen Fehler, in-
dem Du zweihundert statt zweitausend Dukaten schreibst. Es
genügt aber, dass Du denkst, die Dinge Würden einen guten Ver-
lauf nehmen. Ich schrieb an Seine Majestät, der Schatz von
Genua besitze nicht die Mittel zur Zahlung und hoiTe, Seine
Majestät werde die nöthigen Zuschüsse leisten. Was Du schreibst,
bringt mich auf die Vermuthung, Du beabsichtigst nach Genua
zu reisen. Wenn Du glaubst, die Reise werde fruchtbar sein
worüber Du besser urtheilen kannst als ich so magst Du gut
thun, sie zu unternehmen. Gehst Du aber, so nimm Dich in
Acht, reite nicht in der Hitze und nimm Dir lieber vier Tage
Zeit, wenn Du nach gewöhnlicher Schätzung eine Zwei-Tage-
Tour vor Dir hast
Venedig, den 17. Juni 1557.""i
Wir werden sehen, dass während sein Sohn diese allerdings
fruchtlosen Reisen machte, Tizian für Philipp den II. eine "Grab-
legung" in Arbeit nahm. Das Bild wurde zwar im November
abgesandt, hat aber durch Verschulden der Taxissehen Post den
Ort seiner Bestimmung niemals erreicht. 65
Zu Anfang des Jahres hatte Tizian sich mit seinem Erst-
geborenen wieder ausgesöhnt. Die Folge war, dass er den päpst-
lichen Legaten in Venedig Kardinal Trivulzi vermochte, ein Breve
zu unterzeichnen, durch welches Pomponio die Pfründe von
S. Andrea del Fabbio ohne Auflage der Zehnten erhielt. "ß
64 Nach dem Original, welches sich 1866 im Besitz des Herrn Rudolf Weigel
in Leipzig befand. Dasselbe stammte von G. B. Bragadin in Venedig, der den Brief
1841 in Gualandfs Memorie Serie II. S. 102 und 103 drucken liess. Der Text 1st
sehr confus.
65 Philipp der II. an den Grafen de Luna, 20. Januar 1559 1m Anhang
_No.LXXXVI.
6' s. das Breve bei Cadorin a. a. O. S. 39.