Volltext: Tizian (Bd. 2)

XVII. 
VOTIVBILD FÜR ANTONIO GRIMANI. 
dem die Republik noch ein Zeugniss der Versöhnung und des 
Dankes schuldete: er brachte beim Staatsrathe den Antrag ein 
und setzte ihn dinch, kraft dessen Tizian den Auftrag erhielt, 
ein Votivbild zu Ehren Antonio Grimanfs zu malen. Der Befehl 
ward dem Meister am 22. März eingehändigt. Schon Anfang Juli 
war er mit seiner Arbeit so bedeutend vorgeriickt, dass ihm 
darauf ein Vorschuss von 50 Dukaten gezahlt wurde"); von da 
ab scheint aber ein Unstern über dem Unternehmen gewaltet zu 
haben, der uns zum Glück gereiehte. Die Leinwand blieb in 
des Meisters Händen und ist bei seinen Lebzeiten niemals aus- 
gestellt worden. Nach seinem Tode sollen, wie erzählt wird, 
seine Schüler das Bild vollendet und in der Sala de' Quattro 
Porte im Dogen-Palast aufgehängt haben, wo es sieh heute noch 
befindet. Es ist um so befremdlicher, dass gerade der „Fede  
wie das Bild genannt wird, dieses Missgeschick begegnen konnte, 
da es zu den besten und wirksamsten Oeremonienbildern der 
späteren Jahre Tiziaifs gehört. Vollkommen bestätigt es die zeit- 
genössischen Berichte über seinen Altersstil. „Tizian's spätere 
Schöpfungen" sagt Vasari nsind so flott mit Pinselstrichen und 
Drückern gemalt, dass man in der Nähe nichts davon zu er- 
kennen vermag, von fern sehen sie dagegen vollendet aus; das 
ist der Vortrag, den so Viele nachzuahmen trachten, um ihre 
Handfertigkeit zu beweisen und doch nur Abgeschmacktheiten zu 
Wege bringen. Der Grund liegt in der irrigen Meinung, solch' 
eine Arbeit sei ohne Mühe nur so hingeworfen; ganz im Gegen- 
theil ist sie mit grossem Fleisse gemachtund wieder gemacht, 
wie Jeder sehen kann, der sie genau beschaut, und diese Mal- 
weise ist voll Verstand lmd ebenso schön und erstaunlich, denn 
sie gibt den Bildern Leben und zeigt die Kunst ohne die Mittel 
merken zu lassenßb" 
An der Fassung, welche Tizian seiner Conlposition gab, hat 
religiöses oder politisches Vorurtheil Anstoss genommen. Grimani 
kniet rechts auf einem Kissen; Brust, Arme und Schenkel des 
Greises sind in Stahl gekleidet, über den Schultern bauscht sich 
Venedig, 
Dogen- 
palast. 
 
 
289, 
Lorenzi 
290. 
XIII. 
50 Vasari
	        
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