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XVII.
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Zeichnung die Figuren mit denen Michelangelds, die Gewandt-l
heit der Bewegung Wie den Fall der Draperien mit Fra Barto-
lomeo vergleichen. Hier, das sieht man deutlich, malte Tizian
nicht für den Prinzen von Spanien, vor dessen Geschmack und
Urtheil er vielleicht sehr geringe Achtung empfand, sondern zur
Befriedigung seiner eigenen künstlerischen Neigung. Deshalb steht
das Werk denn auch beträchtlich höher als die Mehrzahl seiner
gleichzeitigen Produkte.
S0 gnädig auch der Kaiser die "Dreifaltigkeit" und die
"Schmerzensmutter" aufgenommen, sein bezüglicher Brief war
nur ein Akt der Höflichkeit, während Tizian sich dadurch ver-
leiten liess, von Neuem und mit verstärkter Hartnäckigkeit seine
Ansprüche an den lombardischen und neapolitanischen Schatz
geltend zu machen. 45 Er hatte Orazio mit Briefen von sich und
Aretin an Giov. Battista Castaldo nach Neapel geschickt und hoffte
dadurch und durch das Geschenk eines Bildes die Zähigkeit der
Mailänder Verwaltung endlich zu brechen. Kleine Künste dieser
Art hatten sich aber schon oft als unwirksam erwiesen und es
war durch sie nichts erreicht worden als neue Täuschungen. m
Indessen hatte Tizian mehrere neue Aufträge erhalten. Nach-
dem am 31. Mai 1554 der Doge Trevisani fast unbemerkter
Weise vom Schauplatze abgetreten, berief sein Nachfolger Fran-
cesco Venier den Meister nicht nur zur Lieferung seines Porträts,
"sondern heischte zugleich ein Votiv-Gemälde zu Ehren seines
Vorgängers. Das Bildniss Venier's wurde Anfang des Jahres 1555
vollendet und im Monat März aus dem Schatze des Salzamtes
bezahlt. Es war das letzte, das im Saale des Grossen Rathes
einen Platz fand und ebenso das letzte, das Tizian in seiner amt-
liehen Eigenschaft malte. Die beiden Dogen Lorenzo und Giro-
lamo Priuli enthoben ihn später dieser Verpflichtung zu Gunsten
45 Der Brief Tiziaifs an Karl den V., ohne Datum, ist bei Tieozzi a. a. O.
S. 310 abgedruckt. Er drückt darin seinen Dank für die gnädigen Bemerkungen
des Kaisers über seine "Addolorata" aus.
46 s. den Brief Aretiifs an G. B. Castaldo in den Lettere di M. P. Aretino
VI. S. 264 und desselben an denselben in der Nuova seelta di lettere di diversi,
Xenedig 1574, wiederabgedruckt in Tieozzfs Ausgabe von Bottarfs Lettere pitt.
. S. 59. '