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TIZIAN UND PORDENONE.
CAP. XII.
artig ist ferner auf dieser Zeichnung der Ritter, welchereben die
Brücke überschritten hat und in vollem Galopp weiterrasend auf
seinen nächsten Gegner niederhaut, der rückwärts die Böschung
des Ufers hinabgleitet, aber im Fallen mit gespreizten Armen und
Beinen Stand zu gewinnen und den Schlag zu parieren sucht.
Der linke Ufersaum ist mit Todten und Sterbenden erfüllt. Hinter
der Brücke versucht ein Soldat, der ins Wasser gedrängt worden,
die steile Wand zu erklimmen; noch weiter hinten auf dem Terrain
von Tai erkennt man zwei Heerhaufen Fussvolk, von denen der
eine im Anmarsch begriffen ist, Während der andere am Fuss des
Berges, der weiter oben das Kastell von Cadcre krönt, in Reserve
hält. Tiefe Schluchten rechts und links trennen den Felsen von
den ihn umgebenden Hügeln, Rauch und Flammen steigen von
einem in mittlerer Höhe gelegenen einzelnen Hause und den ent-
fernteren Zinnen der Festung auf.
Mit leidlicher Genauigkeit lässt sich die Stelle bestimmen,
auf welcher Tizian seine Skizze des Vordergrundes entwarf. Die
von Valle nach Tai führende Strasse durchzieht das Bett zweier
Flüsse, die in den benachbarten Gebirgen ihren Ursprung haben.
Südlich von der Landstrasse vereinigen sie ihre Gewässer und
strömen unter dem Namen Rnseco zwischen sehr steilen Ufern
der Boite zu. Die von Valle nach Perarclo führende alte Strasse
überschreitet den Rusecc vermittelst einer bedeckten Holzbrücke,
die einen Schlund von nicht unbeträchtlicher Tiefe überspannt,
und hier dachte sich Tizian, wie wir annehmen dürfen, den stei-
nernen Bogen, der den Mittelgrund des Gemäldes charakterisiert.
Am rechten Ufer des Flusses sieht man die Schluchten und den
Ansatz der Brücke, die über diese hinwegsetzt, weiter hinein den
Rücken des Monte Zucco und die Strasse nach Perarolo, hinter
der Brücke den „Pian di Tai", die wirkliche Wahlstatt, auf der
die Schlacht schliesslich gewonnen wurde. Von dem Pian di Tai
sich erhebend spalten sich die Gebirgsausläufer und bilden die
Bergkette von San Dionisio, hinter Welcher der Gipfel des An-
telao aufsteigt. Links auf der Höhe liegt Valle. Indem Tizian
die Brücke über den Ruseco "nahe dem Fluss beim ersten Hause
von Valle" als denjenigen Punkt festhielt, von welchem aus der