Volltext: Tizian (Bd. 2)

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THÄTIGKEIT FÜR PHILIPP DEN 
CAP. 
XVII. 
Madrid, 
Museum. 
landen gesandt Wurden"; auch liegt die Annahme nahe, dass 
Maria von Ungarn mit demselben Transport ihr "Noli-me-tangere" 
empfing. Diese späte Darstellung des Stoffes, den Tizian einmal 
in seiner Jugendfrische behandelt hatte, war lange im Escurial 
aufbewahrt, wo noch jetzt eine Copie davon existiert. Das Ori- 
ginal ist auf unerklärliche Weise verstümmelt worden. Es ist 
nichts übrig geblieben als der schöne Kopf und die Büste des 
Heilandes, der in der linken Hand das Grabscheit halt. 3' 
Die nschmerzensreiche Jungfrau" ist auf Schiefer gemalt und 
vermuthlich Dank der Widerstandsfähigkeit des Materials vor dem 
Schicksal so vieler Werke des Meisters verschont geblieben. Als 
Gegenstück zum „Ecce-Hom0" stellte das Bild die klagende 
Mutter dar. Das Gesicht, dreiviertel nach links, ist vorwärts 
geneigt, der Blick gespannt, und die Hände heben sich mit allen 
Zeichen der Bekümmerniss empor. Süssigkeit und Reichthum der 
Farbe verbinden sich mit sehr zarten Uebergängen des Tones, 
aber der Typus und Ausdruck sowie der Schnitt der Ziige deuten 
auf des Meisters überhandnehmende Neigung zu rückhaltlosem 
Realismus hin? 
Madrid, 
Museum. 
Gegen die "Dreieinigkeit" hat man den Tadel erhoben, die 
Gruppierung verstosse gegen die ßompositionsgesetze und die 
gezwungene Stellung der meisten Figuren benachtheilige ihre 
Gesammtwirkungfß In diesem Vorwurf liegt ohne Zweifel viel 
Wahres, denn wir vermissen ganz und gar den Zusammenschluss 
 
30 s. den Brief vom 15. Oktober 1554 im Anhang N0. LXXIX. 
31 Dieses Bruchstück im Museum zu Madrid N0. 489, Leinwand auf Holz 
gespannt, h. 0,68 M., br. 0,62 M., stellt Christus 314 nach links gewendet dar in 
weisscr Tunika und blauem Mantel, Strahlen um das Haupt, im Hintergrund Himmel. 
Es wurde durch Don Madrazo im Eseurial aufgefunden, wo es als Deckel eines 
Oelkruges diente; s. den Bericht des Mr. J. C. Robinson in der "Academy" vom 
März 1872. Dass das Bild als Ganzes nach Spanien gekommen war, beweist das 
Inventar der Königin Maria von Ungarn vom Jahre 1556 (s. Revue univ. des arts 
III. S. 141). Eine andere Fassung desselben Gegenstandes sah Vasari (XIII. 44) 
unfertig in Tizian's' Atelier. 
32 Madrid, Museum N0. 468, auf Schiefer, h. 0,68 M') br- 9153 M-i Maria 
trägt violette Tunika und blauen Mantel, welcher theilweise über den mit weissa- 
Mützß bedeckten Kopf gezogen ist. Brustbild in Lebensgrüsse; s. darüber später, 
33 Waagen, Ueber die in Spanien vorhandenen Gemälde in Zahifs J ahrbüehern 
für Kunstwissenschaft, Leipzig 1868, I. S. 118.
	        
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