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THÄTIGKEIT FÜR PHILIPP DEN u.
CAP.
XVII.
,Vielgeliebter und Getreuer!
Durch Ortiz, den Diener unseres Gesandten in Venedig, em-
pfingen wir Euren Brief und das denselben begleitende Porträt,
Wofür wir Euch sowohl weil es von Eurer eigenen Hand ist, als
auch weil Ihr so viel Mühe damit gehabt, vielmals danken. Die
Y Versicherung unseres guten Willens hinsichtlich Eures Anerbietens
fügen wir hinzu."
Beinahe um dieselbe Zeit (31. Mai) schrieb Karl der V. an
Vargas und fragte an, 0b das in Brüssel verbreitete Gerücht vom
Tode Tizian's auf Wahrheit beruhe. Mit der Vermuthung, dass
die seither nicht bestätigte Nachricht falsch sei, verbindet der
Kaiser den Befehl zu Nachforschungen über den Stand der Auf-
träge, welche der Meister vor seinem Weggang von Augsburg
übernommen gehabt. 16
Den Beweis seiner Existenz gab Tizian Ende Juni durch
ein Schreiben an den kaiserlichen Gönner." Vargas bestätigte
(lies und berichtete seinem Gebieter über verschiedene Bilder,
welche Tizian für ihn und die Königin Maria von Ungarn unter
Händen hatte.
Francesco Vargas an Karl den V. in Brüssel:
„Tizian lebt, ist gesund und hoch erfreut darüber, dass
Ew. Majestät die Gnade gehabt haben, sich nach ihm zu erkun-
digen. Er nahm mich mit und zeigte mir die „Dreieinigkeit",
die er gegen Ende September zu vollenden verspricht. Es scheint
mir ein sehr schönes Werk. Ebenso sah ich einen Christus, wel-
cher Magdalenen im Garten erscheint, für Serenissima die Königin
Maria. Das andere Gemälde wird, wie er mir sagte, eine
nschmerzensreiche Jungfrau" sein als Seitenstück zu dem "Ecce-
Homo", das sich bereits im Besitze Ew. Majestät befindet. Das
Bild ist noch nicht angefangen, weil ihm die Grösse noch nicht
bestimmt worden, doch gedenkt er es in Angriff zu nehmen, so-
bald er diese Unterlagen hat."
Venedig, den 30. Juni 1553."
W Der Wortlaut im Anhang- N0. LXXV. 17 Tizian an Karl den V. bei
Ticozzi S. 309, wo das Datum nicht gegeben ist, welches jedoch aus dem folgenden
Briefe des Vargas hervorgeht. 18 Der Wortlaut im Anhang N0. LXXVI.