CAP.
XVII.
Dlä
.MARGARETHA" IN MADRID.
mit einer gewissen Hast sich urnwendend, während ihr Blick
immer noch durch den offenen Rachen und die Klauen des Un-
geheuers gefesselt ist. Tizian hatte diesen von Giulio Romano
oft gemalten Gegenstandß bis dahin unberührt gelassen. Er ent-
faltete dabei allen Reiz einer grossen lebendigen Gestalt in schöner
Bewegung. Der Zusammenfluss einiger einfacher Linien ist mit
grosser Geschicklichkeit und Wahrheit behandelt, die Flächen
mit reichen harmonischen Tinten bekleidet. Es ist zu beklagen,
dass der grüne Mantel, welcher die Gestalt der Heiligen um-
fliesst und den Glanz des lichten rothen Gürtels hebt, durch die
lange Schmarre in der Leinwand verunstaltet wird, die von der
Wange Margarethafs bis zum linken Bein und Fuss der andern
Seite reicht. "
Tizian's Beziehungen zu der kaiserlichen Familie wurden
durch die Entfernung keineswegs gelockert, sondern wie es scheint
durch ziemlich lebhaften Briefwechsel gepiiegt. Philipp bestätigte
Tizian den Empfang seines Briefes vom Oktober durch eine Zu-
schrift vom 12. December, worauf der Maler im folgenden März
(1553) antwortete, "die im Briefe des Prinzen sich aussprechende
Güte habe ihn Wieder jung gemacht; während er an der V oll-
endung etlicher "Poesien" arbeite, möge der Prinz mit einer
Wiedergabe seiner eigenen erlauchten Physiognomie fürlieb neh-
menß"
Auf die Rückseite dieses Briefes schrieb Philipp eigenhändig
die Verfügung und folgende Zeilen:
13 Wir meinen die beiden so lange dem Rafael zugeschriebenen Bilder im
Louvre und im Wiener Belvedere.
14 Madrid, Museum N0. 469, Leinwand h. 2,42 M., br. 1,82 M., ehemals im
Escurial, wo noch zwei Oopien davon vorhanden sind. Die Mönche, welche an
dem Anblick des entblüssten Beines Anstoss nahmen, hatten es mit einem gemalten
Gewandstück bedeckt, bei dessen WVicdcrbeseitigung das Fleisch Schaden gelitten
hat. Hier und an der linken Seite des Gesichtes sind starke Ucbermalungen be-
merkbar. Im Hintergrund links sieht man eine brennende Stadt, vorn rechts liegt
ein Mensclxenschädel, an dem Felsen, worin die Drachcnhöhle sich befindet, liest
man "TITIANVSW- Ein sehr ähnliches Bild, jetzirnicht mehr nachweisbar, muss
sich laut Bathods Katalog in der Sammlung König Karls des I. befunden haben.
Gestochen ist dasselbe von Howard und von einem Ungenannten.
15 Der Wortlaut im Anhang N0. LXXIV. Der Brief des Königs vom vor-
ausgegangenen December, auf welchen sich das Schreiben bezieht, ist nicht erhalten.