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scheinlich von der Sanseria enthoben und er bemühte sich nach
seiner Heimkunft, die Sinecure wiederzuerlangen. Es sind Spuren
einer Petition vorhanden, in Welcher er bittet, dass ihm der Ge-
brauch seines Patentes wieder gestattet werde, und ein Dekret
vom 29. Oktober 1552 ordnet seine Wiedereinsetzung an." Die
Gemälde im Rathssaale wurden bald darauf vollendet, aber nicht
von Tizian, sondern von seinem Sohn Orazio, von Tintoretto und
Paolo Veronese.
Ueber das Jahr von Mitte 1551 bis Mitte 1552 enthalten zeit-
genössische Briefsammlungen weit mehr Kunde von Tizian als die
Kataloge öffentlicher oder privater Galerien. Doch ist öfter die
Rede von Mahlzeiten, bei denen der Meister und seine Freunde
Gäste waren, von Delikatessen der Jahreszeit, die in verschwen-
derischer Fülle an luxuriösen Tafeln aufgetragen wurden, als
von hervorragenden Gemälden oder Porträts. Wir erhalten auf
diese Weise den Eindruck, als hätte damals fast nur das Ver-
gnügen Anziehungskraft für ihn besessen. Niccolo Massa, ein
wohlbekannter Arzt in Venedig, fragte ihn einmal, welche Er-
fahrungen er über die Veränderung in seiner Arbeitsfähigkeit ge-
macht habe, und Tizian antwortete, er hätte neuerdings oft be-
merkt, dass er tageweis eine wahre Leidenschaft zu malen habe
und unmittelbar darauf zu nichts fähig sei als müssig zu gehen.
Die Ursache davon könne er nicht angeben, obgleich manche
Leute sie auf die Oonstellation der Planeten zurückführen wollten.
Massa erklärte die Erscheinung aus den Veränderungen der inneren
Hitze oder Kälte des Körpersß Bei Tizian aber scheinen die M0-
mente der Müdigkeit und Unlust nur kurz und selten gewesen zu
sein. Finden wir über seine Arbeiten keine Aufzeichnungen, so
dürfen wir uns beinahe überzeugt halten, dass die Historiker es nur
vernachlässigt haben, von den Aeusserungen seiner unbezwinglichen
Schaßenslust Kunde zu geben. Aretin erwähnt in einem Briefe
vom August 1551 an Franceseo Terzi, Tizian habe durch Fleiss
und Arbeit ein fürstliches Einkommen erworben, "aber" fügt er
2 s. die Urkunden bei Lorenzi S. 276.
3 Niecolb Massa, Venedig 1556, citiert bei. Oicogna,
Iscriz.
Ven.
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